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1. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 408

1888 - Berlin : Hertz
408 Bautzen; der Waffenstillstand; Lützow's wilde Schaar. am 12. Mai nach Dresden zurück, wo ihn Bonaparte als treuen Bundesgenossen festlich begrüßen ließ. Bald eilte der gewaltige Krieger nun weiter, den Verbündeten nach, die bei Bautzen in der Lausitz ein festes Lager bezogen hatten. Sie standen dort 100,000 Mann stark, aber der Feind zählte nahe an 150,000. Am 22. Mai kam es zu einer blutigen Schlacht, in welcher die Verbündeten, wie bei Groß-Görschen, die größte Tapferkeit bewiesen, aber zuletzt doch der Uebermacht weichen mußten. Alexander und Friedrich Wilhelm wollten es auch hier noch nicht zum Aeußersten kommen lassen; denn sie hatten noch viel neugerüstetes Volk aus Rußland und Preußen zu erwarten und überdies hofften sie jetzt gerade auf den baldigen Zutritt von Oesterreich. Darum wollten sie nicht durch vorzeitige Wagnisse ihre Truppen aufreiben lassen, sondern dieselben schonen, bis sie vereint mit dem gehofften Zuwachse dem Feinde die Spitze bieten könnten. Sie befahlen denn nach dreistündigem Kampfe ihren Heeren, die Schlacht abzubrechen, und bei hellem Tage um drei Uhr Nachmittags geschah der Rückzug vom Schlachtfelde mit solcher Ordnung und Ruhe, daß die Franzosen an kein Verfolgen, an kein Bentemachen denken konnten. Vergeblich trieb Napoleon, auf einer Trommel seiner Garde sitzend, mit hastiger Eile seine Schaaren vorwärts, um größere Vortheile zu erzwingen, die leichten preußischen Reiter und die Kosacken wiesen alle Angriffe der Verfolgenden zurück, und er mußte froh sein, das Schlachtfeld behauptet zu haben, aus welchem 12,000 von den verbündeten Truppen, aber 20,000 Franzosen das Leben eingebüßt hatten. Waffenstillstand; Oesterreichs Kriegserklärung. Die Verbündeten zogen sich nach Schlesien zurück; Napoleon folgte ihnen auf dem Fuße, aber er vermochte ihnen keinen Schaden beizubringen, vielmehr hatten seine eigenen Truppen durch plötzliche Angriffe der unverhofft umkehrenden Feinde manchen schweren Verlust zu erleiden. Am schmerzlichsten war dem Kaiser der Tod seines einzigen persönlichen Freundes, des Marschalls Duroc, welchen bei einem solchen Ausfalle eine Kugel vom Pferde riß. Napoleon mußte einsehen, daß er den Sieg dies Mal nicht so leichten Kaufes erlangen würde, und er nahm einen ihm angebotenen Waffenstillst and auf 6 Wochen gern an. Am 4. Juni wurde derselbe zu Breslau abgeschlossen. Zuerst nahm das Volk in Preußen diese Waffenruhe unwillig auf: in ungeduldiger Begeisterung murrte man über den Verzug, der dem kampfentbrannten und durch die Tage von Groß-Görfchen und Bautzen keineswegs entmutigten Heere auferlegt wurde. Der König aber beruhigte fein Volk; der Waffenstillstand solle der Nationalkraft, die sich schon so ruhmvoll gezeigt, nur Zeit geben,_ sich völlig zu entwickeln. „Bis dahin," sagte der König, ,,war uns der Feind an Zahl überlegen, und wir konnten nur erst den alten Waffenruhm wieder gewinnen: wir müssen jetzt die kurze Zeit benutzen, um so stark zu werden, daß wir auch unsere Unabhängigkeit erkämpfen/' So wurde denn rastlos fortgewirkt, gewaffnet, geübt und alle Kräfte der Nation von Neuem angespannt. Während des Waffenstillstandes zog das Schicksal einer muthigen Kriegerschaar die Theilnahme von ganz Deutschland auf sich. Der Major von Lützow hatte sich mit einem Haufen kühner Reiter, aus Jünglingen aller Stände bestehend, in des Feindes Rücken bis an die Grenze Frankens gewagt
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