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1. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 484

1888 - Berlin : Hertz
484 Charakteristik Friedrich Wilhelms iv. Matth. 10, 32 gehalten: „Wer mich bekennet vor den Menschen, den will ich auch bekennen vor meinem himmlischen Vater." Friedrich Wilhelm Iv. hatte, wie eine treffliche Charakteristik desselben sagt, von seinem Vater den Ernst, die hohenzollernsche Pflichtstrenge und das königliche Bewußtsein, von seiner Mutter den erhabenen begeisterten Aufschwung der Seele. Reinheit, Hoheit und ein Zug nach dem Idealen, das war der Stempel seiner Natur. Ein selten ausgedehntes Wissen, eine Bildung in Politik, Geschichte, Philosophie, Theologie und Kunst, mit der er auf der Höhe der Zeit stand, waren bei ihm getragen von dem Borne der Ursprünglichkeit und Genialität. Dabei hatte er ein Herz voll Wohlwollen und Milde gegen die Menschen, einen tiefen Sinn für Gerechtigkeit, eine Duldung und Werthschätzung für abweichende Ansicht, selbst für Widersetzung gegen seine Lieblingspläne, wenn sie nur aus sittlichem Grunde kam. Dazu ein fürstlicher Anstand verbunden mit Leutseligkeit und einer beschämenden Bescheidenheit, ein treffender Humor, ein reges Allem offenes Interesse, eine tiefe Freudigkeit an dem sittlich geistigen Genusse des Lebens. Das Innerste seiner Seele aber war sein Glaube an Jesus Christus, den Sohn Gottes und Heiland der Welt, und das war in ihm, bei aller Fülle des Geistes und der Bildung, ein einfacher, kindlicher, demüthiger Glaube. Diesen Glauben hat er bewahrt und bekannt in dem Kämmerlein und auf dem Throne, in guten und in den schlimmsten Tagen, auch durch seine letzte schwere Trübsal. Dieser Glaube erhöhete und verklärte seine natürliche Innigkeit und Treue in dem Bande zur königlichen Gemahlin und zum königlichen Hause, in dem Bande zu Volk und Vaterland, — von diesem Glauben empfing er auch Ziel und Aufgabe für seinen königlichen Beruf. Von der Höhe seines Thrones herab hat er vor seinem Volke und vor allen Völkern der Erde bezeugt: Ich und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen. Er hat eine Kaiserkrone ausgeschlagen, weil Recht und Gerechtigkeit ihm höher stand als Glanz und Hoheit. Er hat das Recht seiner deutschen Mitfürsten geschützt und der Undank und die Verkennung, die er darüber erfuhr, hat ihm wohl wehe gethan, aber ihn nicht erbittert. Nicht leicht ist ein Fürst durch so viel herzzerreißende Erfahrungen, durch so viel niederbeugende Schickungen gegangen; aber unter allen persönlichen Schmerzen, unter allen bitteren Erfahrungen, die gerade seinem Herzen voll Liebe am wehesten thun mußten, ließ er keinen Haß, keinen Argwohn, kein Mißtrauen in sich aufkommen, keine Entfremdung, in der er sich von seinem Volke zurückgezogen hätte. Sein Volk, das von Gott ihm anvertraute Volk blieb seine Sorge, der Gegenstand seiner Gedanken und Gebete. Die Wunden, die seinem Herzen geschlagen, er hatte sie bald vergeben, und wenn er ihrer gedachte, geschah es ohne Bitterkeit. Er hatte das Leid im Glauben siegreich überwunden: ge-demüthigt unter Gottes Hand, aber nicht entmuthigt, widmete er sich unausgesetzt mit ernster und freudiger Hingebung den Arbeiten seines hohen Berufs, und nach und nach wurden seine hohen Gedanken, seine ebcsn Absichten und Gesinnungen immer allgemeiner anerkannt, sein Glaube, seine Treue, seine Liebe in immer weiteren Kreisen verstanden und geehrt. Sein Nachfolger König Wilhelm sagte von ihm in einem bei seiner Thronbesteigung veröffentlichten Erlaß:
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