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1. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 525

1888 - Berlin : Hertz
Innerer Zwist. 525 drang, durfte man hoffen, daß der frühere Zwiespalt über die neuen Heeres-einrichtuugen durch eine bereitwillige Verständigung beseitigt würde. Das Heer, wie es durch den König neu gestaltet worden, war jetzt der Stolz des ganzen Volkes geworden. Darauf gründete sich die Hoffnung, daß auch eine Einigung mit der Landesvertretung über die ruhmvoll erprobten Einrichtungen erfolgen werde. König Wilhelm sprach diese Hoffnung gleich bei der Eröffnung des Landtags zuversichtlich aus. „Nach einer halbhundertjährigen, nur durch ehrenvolle Kriegszüge von kürzerer Dauer unterbrochenen Friedensperiode," sagte er, „haben sich die Ausbildung und Mannszucht Meines Heeres, die Zweckmäßigkeit seiner Verfassung und seiner Ausrüstung in dem durch Ungunst der Witterung und durch den tapferen Widerstand des Feindes denkwürdigen Kriege glänzend bewährt. Es ist der jetzigen Organisation des Heeres zu verdanken, daß der Krieg geführt werden konnte, ohne die Erwerbs- und Familienverhältnisse der Bevölkerung durch Aufbietung der Landwehr zu beeinträchtigen. Nach solchen Erfahrungen ist es um so mehr Meine landesherrliche Pflicht, die bestehenden Einrichtungen aufrecht zu erhalten und zu höherer Vollkommenheit auszubilden. Es ist Mein dringender Wunsch," fügte der König dann hinzu, „daß der Gegensatz, welcher in den letzten Jahren zwischen Meiner Regierung und dem Hanse der Abgeordneten obgewaltet hat, seine Ausgleichung finde. Die bedeutungsvollen Ereignisse der jüngsten Vergangenheit werden dazu beigetragen haben, die Meinungen über das Bedürfniß der verbesserten Organisation des Heeres aufzuklären. Die Rechte, welche der Landesvertretung durch die Verfassungs-Urkunde eingeräumt worden sind, bin Ich auch ferner zu achten und zu wahren entschlossen. Soll aber Preußen seine Selbstständigkeit und die ihm unter den europäischen Staaten gebührende Machtstellung behaupten, so muß seine Regierung eine feste und starke sein, und sann sie das Einverstänbniß mit der Lanbesvertretnng nicht anders als unter Aufrechterhaltung der Heereseinrichtnngen erstreben, welche die Wehrhaftigkeit und damit die Sicherheit des Vaterlandes verbürgen. Der Wohlfahrt Preußens und seiner Ehre ist Mein ganzes Streben, Mein Leben gewidmet. Mit dem gleichen Ziel vor Augen werden Sie, wie Ich, nicht zweifeln, den Weg zur vollen Verständigung mit Meiner Regierung zu finben wissen und werben Ihre Arbeiten dem Vaterlanbe zum Segen gereichen." Die Hoffnung des Königs sollte jeboch noch nicht in Erfüllung gehen; es zeigte sich Mb, daß die Zeit zur Verständigung mit dem Abgeorbnctenhause noch nicht gekommen war. Das Mißtrauen des Hauses gegen die Regierung ließ fürs Erste eine Versöhnung nicht zu; vielmehr behnte sich der Wiber-spruch mehr und mehr auf die gesammte Thätigkeit der Regierung ans. Die sogenannte Fortschrittspartei, welche das Uebergewicht im Äbgeorbuetenhause hatte, machte den Versuch, durch Verweigerung aller Mittel zu neuen Ausgaben die Regierung zur Nachgiebigkeit in der Militärfrage zu zwingen. Alle neuen Bewilligungen sollten so lange versagt bleiben, bis die Regierung das Bubgetrecht der Laubesvertretuug uubebingt anerkannt habe. Auch die nach' trägliche Genehmigung der Kosten des ruhmvoll geführten Krieges würde verweigert. Die Berathungen des Landtags schloffen abermals statt mit der ersehnten Verstänbiguug unter noch größerer Entsrembnng der Regierung und der Lanbesvertretnng. Beim Schlüsse der Sitzungen sprach jeboch der
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