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1. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 626

1888 - Berlin : Hertz
626 Die Kapitulation von Sedan. Ein weiteres Telegramm des Königs an die Königin lautete: An Ihre Majestät die Königin Augnsta in Berlin. Varennes, 4. September, Vormittags 8 Uhr. Welch ein ergreifender Augenblick, der der Begegnung mit Napoleon! Er war gebeugt, aber würdig in seiner Haltung und ergeben. Ich habe ihm Wilhelmshöhe bei Cassel zum Aufenthalt gegeben. Unsere Begegnung fand in einem kleinen Schlößchen vor dem westlichen Glacis von Sedan statt. Von dort beritt ich die Armee um Sedan. Den Empfang durch die Truppen kannst Du Dir denken! Unbeschreiblich! Beim Einbrechen der Dunkelheit 1/28 Uhr hatte ich den fünfstündigen Ritt beendigt, kehrte aber erst um 1 Uhr hierher zurück. Gott helfe weiter. Wilhelm. Das obige ausführliche Schreiben des Königs (aus Vendresse) begann mit den Worten: „Du kennst nun durch meine Telegramme den ganzen Umfang des großen geschichtlichen Ereignisses, das sich zugetragen hat. Es ist wie ein Traum, selbst wenn man es Stunde für Stunde hat abrollen sehen! Wenn ich mir denke, daß nach einem großen glücklichen Kriege ich während meiner Regierung nichts Ruhmreicheres mehr erwarten konnte und ich nun diesen weltgeschichtlichen Akt erfolgt sehe, so beuge ich mich vor Gott, der allein mich, mein Heer und meine Mitverbündeten ausersehen hat, das Geschehene zu vollbringen und uns zu Werkzeugen Seines Willens bestellt hat. Nur in diesem Sinne vermag ich das Werk aufzufassen, um in Demuth Gottes Führung und Seine Gnade zu preisen." Die Kapitulation von Sedan, welche am 2. September vom General von Moltke mit dem General von Wimpffen abgeschlossen worden, bestimmte in der Hauptsache Folgendes: Die französische Armee, unter dem Oberbefehl des Generals Wimpffen, giebt sich, da sie gegenwärtig von überlegenen Truppen bei Sedan eingeschlossen ist, kriegsgefangen. — In Rücksicht auf die tapfere Vertheidigung dieser französischen Armee ist hinsichtlich aller Generale, Offiziere und im Range von Offizieren stehenden Beamten eine Ausnahme gemacht worden, sobald dieselben ihr Ehrenwort schriftlich abgeben, bis zur Beendigung des gegenwärtigen Krieges die Waffen nicht wieder zu ergreifen und in keiner Weise den Interessen Deutschlands zuwider zu handeln. Die Offiziere und Beamten, welche diese Bedingungen annehmen, behalten ihre Waffen und ihre ihnen persönlich gehörigen Effecten. — Alle Waffen und Kriegsmaterial, bestehend in Fahnen, Adlern, Kanonen, Pferden, Kriegskassen, Kriegsfuhrwerken, Munition rc., werden in Sedan einer von dem französischen General eingesetzten militärischen Commission übergeben, die sie sofort den deutschen Commissaren überantworten wird. — Die Festung Sedan wird in ihrem gegenwärtigen Zustande und spätestens am Abend des 2. September zur Disposition Sr. Maj. des Königs von Preußen gestellt. — Die Offiziere, welche nicht die erwähnte Verpflichtung eingegangen sind, so wie die Truppen werden entwaffnet und geordnet nach ihren Regimentern oder Corps in militärischer Ordnung übergeben. Diese Maßregel wird am 2. September anfangen und am 3. beendet sein.
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