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1. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 647

1888 - Berlin : Hertz
Diplomatische Verhandlungen. 647 sich Oesterreich gern anschließen. Der Kaiser Alexander von Rußland aber war weniger als je geneigt, eine Einwirkung auf den Lauf des Krieges zu üben. Die russische Regierung gab zu verstehen, daß solche Versuche vielleicht einige Wochen vorher noch möglich gewesen seien; inzwischen aber seien die Ereignisse mit einer Schnelligkeit vor-geschritten, die Niemand hätte voraussehen können. Damals hätten sich zwei Kämpfende gegenüber gestanden, unter denen Vermittlung möglich war, bald-nachher habe die Katastrophe von Sedan einen der beiden Kämpfer vernichtet, und der Erfolg des Krieges sei dadurch entschieden. Die russische Regierung hatte überdies bereits den Plan gefaßt, die Gunst der augenblicklichen europäischen Verhältnisse zu benutzen, um die Fesseln abzustreifen, welche ihr in Folge des Krimkrieges in Bezug aus die freie Bewegung im Schwarzen Meere auferlegt worden waren. Um so weniger konnte sie Neigung haben, sich zum Nachtheil Preußens in den Lauf des Krieges einzumischen. Herr Thiers mußte daher ohne ein anderes Ergebniß als allgemeine Versicherungen der Theilnahme für Frankreich seine Rückreise antreten. Inzwischen hatte jedoch Graf Bismarck am 4. Oktober allen Mächten eine Denkschrift zugehen lassen, in welcher er auf das unvermeidliche Elend hinwies, das über Paris kommen müsse, wenn die Bevölkerung zu weiterem nutzlosem Widerstände aufgestachelt würde. Hierdurch fanden sich die Regierungen veranlaßt, um die Mitverantwortung für solche Folgen von sich abzuwälzen, der französischen Regierung den dringenden Rath zu ertheilen, einen Waffenstillstand zu erbitten, um eine constituirende Versammlung zu berufen, welche allein berechtigt sei, über Fortsetzung des Krieges oder Wiederherstellung des Friedens zu beschließen. Das englische Kabinet richtete unter Zustimmung der anderen Mächte eine solche Aufforderung an die französische Republik und machte der preußischen Regierung davon Mittheilung. Graf Bismarck antwortete darauf: „Wenn die englische Regierung den Versuch mache, das französische Gouvernement von dem gewalttätigen und gefährlichen Wege, auf dem es sich befinde, abzuwenden und es Erwägungen zugänglich zu machen, welche Frankreich vor dem weiteren Fortschritte seiner politischen und sozialen Zerrüttung und seine glanzende Hauptstadt vor den Zerstörungen der Belagerung bewahren, so könne er das nur dankbar anerkennen. Man könne sich freilich der Befürchtung nicht verschließen, daß bei der Verblendung, in welcher die Pariser Regierung befangen fei, die wohlwollende Absicht des englischen Kabinets von derselben nur mißverstanden, und in der humanen Theilnahme, welche diese Einwirkung veranlaßt hat, die Illusion einer Unterstützung durch die neutralen Mächte und dadurch eine Ermuthiguug zu weiterem Widerstände gesunden werde. Die preußische Regierung werde aber jeden von französischer Seite ihr zugehenden, auf Anbahnung von Friedensverhandlungen gerichteten Vorschlag, bereitwillig entgegennehmen und mit aufrichtigem Wunsche nach Wiederherstellung des Friedens prüfen". Die Anregung des englischen Ministers fand bei der französischen Ri> zierung eine anscheinend günstige Ausnahme: die Lage Frankreichs gab
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