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1. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 686

1888 - Berlin : Hertz
686 Einsetzung einer neuen Regierung unter Thiers- Ruhe vollzogen; der Ausfall derselben war dem Friedenswerke durchaus günstig. Die Nationalversammlung, welche in Bordeaux zusammentrat, bestätigte durch ihre ersten Schritte die Erwartungen, welche sich an den Ausfall der Wahlen geknüpft hatten: die Ergebung in die unabwendbaren Folgen der gewaltigen Niederlage Frankreichs, die Einsicht in die absolute Nothwendigkeit eines schleunigen Friedensschlusses trat in den ersten Aeußerungen entschieden hervor. Die bisherige Regierung der nationalen Vertheidigung legte gleich in der ersten Sitzung die bisher geübten Gewalten in die Hände der Versammlung nieder. Jules Favre sagte dabei: „Unsere erste Sorge, wie unsere erste Pflicht wird die sein, denen, mit welchen wir unterhandeln, die Bekräftigung zu überbringen, daß Frankreich entschlossen ist, seine Pflicht muthig zu erfüllen. Wir dürfen nicht eine Minute verlieren, wir dürfen nicht unsere unglücklichen Bevölkerungen vergessen, die vom Feinde niedergetreten sind, ohne daß es, ungeachtet unserer Anstrengungen, möglich wäre, ihre Lage so zu mildern, wie wir es wünschten. Seien Sie sicher, daß ihre Thränen, ihre Opfer schwer, ich will nicht sagen, auf meinem Gewissen, denn vor Gott bin ich unschuldig, aber auf meiner Verantwortlichkeit lasten." Die Einsetzung einer neuen Regierung war die dringendste Aufgabe für die Nationalversammlung, damit die Verhandlungen mit dem deutschen Hauptquartier alsbald Namens derselben weiter geführt werden konnten. Der alte Thiers wurde zum Präsidenten der neuen Regierung ernannt und mit der Vollmacht versehen, ein Ministerium zu ernennen. Derselbe war von Hause aus Anhänger des Hauses Orleans, hatte aber neuerdings durch seine verständige Mäßigung einen großen Einfluß unter allen Parteien zu gewinnen gewußt. Obwohl von alter Zeit ein eifriger Widersacher des Aufkommens einer deutsch-nationalen Politik, hatte er doch bei dem Ausbruche des jetzigen Krieges entschieden vor demselben gewarnt, weil er Frankreich nicht für genügend gerüstet hielt. Nach dem Sturze des Kaiserthums hatte er, wie erwähnt, seine Dienste der neu errichteten Republik gewidmet, um die europäischen Mächte zu einer hülfreichen Vermittlung zu Gunsten Frankreichs zu bestimmen. Seit langer Zeit schien er von der Hoffnungslosigkeit weiteren Widerstandes überzeugt gewesen zu sein, und daß seine gemäßigten Anschauungen in Frankreich weithin Zustimmung fanden, das bewies die fast einstimmige Wahl zum Präsidenten der neuen Regierung. Thiers nahm die Wahl an, indem er sich etwa folgendermaßen äußerte: Obwohl erschreckt durch die schmerzliche Auf- gabe, welche das Land ihm auferlege, werde er dieselbe mit jenem Gehorsam, jener Hingebung und Liebe auf sich nehmen, deren das Land um so mehr bedürfe, je mehr es unglücklich sei, und zwar unglücklicher, als zu irgend einer Epoche seiner Geschichte. Aber Frankreich bleibe immer groß, jung und reich an Hülfsmitteln aller Art. Er erklärte es ferner für dringend nöthig, daß den Leiden des Landes und der feindlichen Occupatiou ein Ende gemacht werde. Das Land sei des Friedens dringend bedürftig und sei es nöthig, die Verhandlungen über den Frieden muthig
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