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1. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 687

1888 - Berlin : Hertz
Friedensverhandlungen. 687 zu führen, doch dürfe derselbe nur angenommen werden, wenn er ehrenvoll sei. Bei der Stimmung der Versammlung von Bordeaux und der neu eingesetzten Regierung konnte die deutsche Regierung in eine Verlängerung des Waffenstillstandes zunächst bis zum 24. Februar willigen, zumal inzwischen auch Belfort übergeben worden war. Die Friedensverhandlungen wurden von Thiers selbst in Gemeinschaft mit dem von ihm neu eingesetzten Minister I. Favre geführt. Ueber seine Stellung zur Kriegs- und Friedensfrage sprach sich Thiers in der Nationalversammlung mit folgenden Worten aus: „Ich biu bereit, Ihren Auftrag zu erfüllen, zu gehorchen, jedoch mit einem Vorbehalt, nämlich dem, Ihnen zu widerstehen, wenn Sie, hingerissen durch ein edelmütiges, aber unüberlegtes Gefühl, von mir das verlangen, was die politische Klugheit verdammen würde, wie ich es that, als ich vor acht Monaten mich plötzlich erhob, um der bedauernswerten Ueberstürzung zu widerstehen, welche uns zu einem unglückseligen Kriege führen sollte. Frankreich, ohne ernsthaften Beweggrund, ohne hinreichende Vorbereitung in den Krieg gestürzt, sah seinen Boden überflnthet, seine Armee vernichtet, seine schöne Organisation zerstört, seine alte und mächtige Einheit in Gefahr gebracht, seine Finanzen zerrüttet, den größten Theil seiner Kinder der Arbeit entrissen, um auf dem Schlachtfelde zu sterben, die Ordnung durch ein plötzliches Auftreten der Anarchie gestört und nach der erzwungenen Uebergabe von Paris den Krieg nur sür einige Tage unterbrochen, um sofort wieder zu beginnen, wenn nicht die Regierung, indem sie die Verantwortlichkeit schmerzhafter Unterhandlungen übernimmt, schrecklichen Unglücksfällen ein Ziel setzt. Giebt es, kann es Angesichts einer solchen Sachlage zwei Politiken geben? Und giebt es im Gegentheil nicht eine einzige, nothwendige, dringliche Politik, darin bestehend, schnellmöglichst den Uebeln ein Ziel zu setzen, welche uns niederschmettern? Wird irgend Jemand behaupten können, daß man nicht so schnell und so vollständig, als nur möglich, der fremden Occnpation vermittelst eines Friedens ein Ende machen muß, der freilich nur angenommen werden kann, wenn er ehrenhaft ist; — daß es nicht nöthig ist, unsere Landbevölkerungen vom Feinde zu befreien, der sie niedertritt und aussaugt; aus den fremden Gefängnissen unsere Soldaten, Osstziere und Generale zurückzuberufen; mit ihnen eine disciplinirte und tapfere Armee zu reconstituireu; die gestörte Ordnung wieder herzustellen; die uns zu Grunde richtenden Ausgaben einzustellen; wenn auch nicht unsere Finanzen, was nicht das Werk eines Tages sein kann, doch unseren Credit wieder zu erheben, was das einzige Mittel ist, dringlichen Verpflichtungen die Spitze zu bieten; unsere Mobilen und Mobilisirten wieder in ihre Hei-math, in die Werkstätten zurück zu senden ;die unterbrochenen Landstraßen wieder zu öffnen, so die überall unterbrochene Arbeit wieder ins Leben zu rufen, welche allein unsern Arbeitern und Bauern wieder ihre Thätigkeit verschaffen kann? Giebt es irgend Jemand, der uns sagen könnte, daß es etwas Dringlicheres gebe, als alles dieses? Nein! Nein! Meine Herren! Frieden machen, reorganisiren, den Credit erheben, die Arbeit beseelen — dies ist die einzig mögliche, in diesem Augenblicke allein begreifliche Politik."
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