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1. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 691

1888 - Berlin : Hertz
Besetzung von Paris. 691 nissen, in welchen sich das Vaterland befindet, die Absetzung Napoleons Iii. und seiner Dynastie, und erklärt ihn verantwortlich für den Ruin, die Invasion, die Zerstückelung Frankreichs." Die französische Regierung beeilte sich, dem deutschen Hauptquartier von der erfolgten Bestätigung der Präliminarien Kenntniß zu geben, um der inzwischen vollzogenen Besetzung von Paris so rasch als möglich wieder ein Ziel zu setzen. Die Besetzung von Paris war beim Abschluß der Kapitulation und des Waffenstillstands am 28. Januar für die Dauer desselben aus den erwähnten rein politischen Gründen ausgeschlossen worden. Auch bei der ersten Verlängerung des Waffenstillstands war dieser Vorbehalt ausrecht erhalten worden. Als dagegen Behufs Bestätigung des Friedensvertrages Seitens der Nationalversammlung eine nochmalige Frist erforderlich wurde, wurde, wie erwähnt, festgesetzt, daß vom Mittwoch, 1. März, ab der westlichste Theil der Stadt Paris vom Triumphbogen durch die elyseeischeu Felder und den Concordienplatz bis zum Tuileriengarten von deutschen Truppen bis zu 30,000 Mann besetzt werden sollte. Die Kunde von dieser Vereinbarung rief in Paris eine bei Weitem größere Erregung hervor, als die Bedingungen des Friedensvertrages selbst. Der Verlust von Elsaß und Lothringen und die Auflegung von 5 Milliarden schienen den Parisern minder drückend als der Gedanke, daß ihre vermeintlich „heilige" und „nn-befiegliche" Stadt von dem Feinde betreten werden solle. So lange dies nicht geschehen durste, wiegten sie ihre Eitelkeit weiter in dem Wahne, daß Paris von den Deutschen nicht bezwungen sei. Die große Erregung, welche sich darüber in der Bevölkerung kundgab, veranlaßte die Regierung zum Erlaß eines dringenden Aufrufs, in welchem es hieß: „Die Regierung wendet sich an Enern Patriotismus und an Euere Klugheit; Ihr habt das Schicksal von Paris, von ganz Frankreich in Eurer Hand, von Euch hängt es ab, Hauptstadt und Vaterland zu retten oder zu verderben! Wenn die abgeschlossene Convention nicht respectirt und der Waffenstillstand gebrochen wird, so würde der Feind, der schon Herr der Forts ist, mit Gewalt die ganze Hauptstadt besetzen. Das Unglück würde ganz Frankreich erreichen; die schrecklichen Drangsale des Krieges, welche bisher die Loire nicht überschritten haben, würden sich bis zu den Pyrenäen ausbreiten. Diese schreckliche Situation wird ein Ende finden durch den Frieden und durch die Rückkehr des öffentlichen Wohlergehens." Dieser Aufruf fand bei dem größten Theile der Bevölkerung die gebührende Beachtung; doch dauerte eine große Erregung fort. Bei dieser Stimmung der Bevölkerung von Paris lag der französischen Regierung dringend daran, daß die Bestätigung des Friedensvertrages in Bordeaux rasch genug erfolge, um dem Einzug der deutschen Truppen wo möglich noch zuvorzukommen. Der „große Schmerz" sollte jedoch Paris uicht erspart werden. Die Nationalversammlung faßte erst spät am 1. März ihren Beschluß, und am Morgen des 1. hatte bereits der Einzug der deutschen Truppen stattgefunden. Die deutsche Regierung hätte möglicherweise auf die Besetzung von Paris überhaupt keinen Werth mehr gelegt, wenn nicht die Kundgebungen 44*
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