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1. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 722

1888 - Berlin : Hertz
722 Der geistliche Kampf (der sogenannte Tulturkampf). Anzeige auferlegen. Der Minister Falk empfahl die Gesetze, „damit durch dieselben eine dauernde und feste Grundlage gewonnen wird für die Möglichkeit, daß der Staat seine hohen Ziele nach seiner Weise und nach seiner Ueberzeugung in freier Selbstbestimmung weiter fördern, jeglichen gefährlichen Einfluß von sich und von dem Reiche abweisen, und — sei es auch in hartem, langen, wechselnden Erfolg bringendem Kampfe — doch zu Demjenigen gelangen könne, was das allein berechtigte Ziel eines so ernsten Kampfes ist, das ist ein fester dauernder Friede." Aber je länger je mehr schaarten sich die Angehörigen der katholischen Kirche fester um die Geistlichkeit und um die römische Sache; nur wenige sogenannte „Staatskatholiken" suchten mit dem Interesse Roms das Interesse des Staats zu vereinen. Der Papst Pius Ix. richtete selbst ein Schreiben an Kaiser Wilhelm, um darüber Beschwerde zu führen, daß die von der preußischen Regierung ergriffenen Maßregeln sämmtlich auf die Vernichtung des Katholicismus zielen. Des Kaisers Auftreten fand besonders bei den Protestanten Englands laute Zustimmung. Auf eine Kundgebung derselben sagte der Kaiser: „Mir liegt die Führung Meines Volkes in einem Kampfe ob, welchen schon frühere Deutsche Kaiser Jahrhunderte hindurch mit wechselndem Glück gegen eine Macht zu führen gehabt haben," deren Sieg in unseren Tagen die Segnungen der Reformation, die Gewissensfreiheit und die Autorität der Gesetze nicht blos in Deutschland in Frage stellen würde. Ich führe diesen Mir aufgedrungenen Kampf in Erfüllung Meiner Königlichen Pflichten und in festem Vertrauen auf Gottes siegbringenden Beistand, aber auch in dem Geiste der Achtung vor dem Glauben Anderer und der evangelischen Duldsamkeit, welche Meine Vorfahren dem Rechte und der Verwaltung Meiner Staaten aufgeprägt haben." Freilich mischte sich in den Kamps auf Seiten des Staates auch eine andere, der katholischen Kirche überhaupt, ja jeder Kirche feindliche Richtung, von welcher auch die Bezeichnung „Culturkämpf", die nach und nach für den ganzen Streit gebräuchlich wurde, zuerst ausging. Inzwischen waren die Stimmungen in der katholischen Bevölkerung und namentlich innerhalb der Geistlichkeit immer gereizter, die Auflehnung der Bischöfe gegen die staatlichen Gesetze immer herausfordernder geworden. Die Mehrzahl der Bischöfe war bereits durch den neuen kirchlichen Gerichtshof entsetzt, als das Attentat eines Katholiken (Kullmann) gegen Fürst Bismarck in Kissingen neue strenge Maßregeln gegen die katholische Presse und Geistlichkeit hervorrief. Der Papst aber erließ unterm 5. Februar 1875 ein Rundschreiben an die deutschen Bischöfe, worin er die neueren Gesetze als solche bezeichnete, welche die göttliche Verfassung der Kirche vollständig umstürzen und die heiligen Gerechtsame der Bischöfe zu Grunde richten. „Klagend," sagte er, „erheben wir die Stimme gegen jene Gesetze, welche die Quelle jener bereits verwirkten und vieler noch zu befürchtenden Uebelthaten sind, und daß Wir für die durch gottlose Gewalt niedergetretene kirchliche Freiheit mit aller Entschiedenheit und mit der Auc-torität des göttlichen Rechtes auftreten."
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