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1. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 727

1888 - Berlin : Hertz
Die Attentate, die wirthschaftlichen Vorlagen. 727 einem Fenster des 2. Stockes aus einem mit Schrot geladenen Doppelgewehr abgegeben worden. Bei seiner Verhaftung brachte er sich, nachdem er mit einem bereit liegenden Revolver auf die in sein Zimmer eindringenden Personen geschossen und dabei eine derselben verwundet hatte, durch einen zweiten Schuß eine schwere Verwundung am Kopfe bei. — Nobiling war der That geständig, schwieg aber hartnäckig über die Motive, die ihn zu derselben veranlaßt hatten. — Der Kaiser war im Gesicht, am Kopf, an beiden Armen und im Rücken durch etwa 30 eingedrungene Schrotkörner verwundet. Eine unbeschreibliche Trauer und Aufregung bemächtigte sich zunächst der Augenzeugen der entsetzlichen That, die von Munde zu Munde durch die Stadt und bald durch den Telegraphen in alle Theile Deutschlands und des Auslandes getragen, überall dieselbe mit Zorn und Schmerz gemischte Bestürzung hervorrief. Der Kaiser war nach der Erklärung der Aerzte zunächst nicht fähig, die nöthigen Unterschriften zu vollziehen; auch sollte er zur Heilung seiner Wunden sich aller Geschäfte enthalten. Er übertrug daher dem Kronprinzen die Leitung der Regierung, welche derselbe nach den ihm bekannten Grundsätzen des Kaisers führen zu wollen verkündete. Der erste Schritt, den er that, war die Auflösung des Reichstages, damit in der Wahl einer neuen Reichsvertretnng die wahre Stimmung des Landes zum Ausdruck gelange. Die neuen Wahlen ergaben in der That eine starke und entschiedene Mehrheit zu Gunsten eines Ausnahmegesetzes gegen die Socialdemokratie, und so wurde denn auch eine solche noch strengere Vorlage bald eingebracht. Bei Eröffnung des Reichstages ließ sich die Regierung also vernehmen: „Die verbündeten Regierungen sind nach wie vor der Ansicht, daß es außerordentlicher Maßregeln bedarf, um der weiteren Ausbreitung des eingerissenen Uebels Einhalt zu thun und den Boden für eine allmälige Heilung zu bereiten; sie halten ebenso an der Auffassung fest, daß die zu wählenden Mittel die staatsbürgerliche Freiheit im Allgemeinen zu schonen und nur dem Mißbrauch derselben entgegenzuwirken haben, mit dem eine verderbliche Agitation die Grundlagen unseres staatlichen und Culturlebens bedroht." Die neue Vorlage ging aus von den beiden Mordversuchen gegen den Kaiser. „Die Socialdemokratie habe dem Staate und der Gesellschaft offen den Krieg erklärt und deren Zerstörung als ihr Endziel proklamirt; sie habe damit selbst den Boden des für alle gleichen Rechtes verlassen und kann sich deshalb nicht beschweren, wenn ihr dasselbe nur insoweit zu Gute kommen soll, als es mit der Sicherheit und Ordnung des Staates vereinbar ist." Die Vorlage fand ohne erhebliche Schwierigkeit Annahme im Reichstage, und es wurden auf Grund des Gesetzes alsbald strenge Maßregeln gegen die Socialdemokratie ergriffen. Kaiser Wilhelm war unter der sorgsamen, treuen Pflege feiner Gemahlin und feiner Tochter Luise, Großherzogin von Baden und nach dem Gebrauch der Heilquellen von Teplitz und Gastein von feinen Wunden
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