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1. Bilder deutscher Kultur und Geschichte - S. 221

1898 - Langensalza : Schulbuchh. Gressler
221 ihrem Sohne zu: jedermann am Rheine wußte hundert unheimliche Geschichten aus dem Wirtshause zu Frankfurt, wo die preußischen Werbeoffiziere ihr Standquartier hatten; keine Teufelei, die mau den wilden Gesellen nicht zutraute. Und all diese List und Gewalt, alle die ungeheueren Heereskosten, welche volle vier Fünftel der preußischen Staatseinnahmen verschlangen, dienten, so meinte man im Reiche, doch nur der zwecklosen Soldatenspielerei eines närrischen Tyrannen. Ein Menschenalter war verflossen seit jenem Heldenkampse von Eassano, da das Blnt der märkischen Grenadiere die Wellen des Ritorto rötete und die daukbareu Lombarden die tapferen Prussiani zum ersten Male mit den rauschenden Klängen des Tessaner Marsches begrüßten: wenn die wilde, herausfordernde Weise jetzt auf friedlichen Exerzierplätzen erklang, so lachten die Teutschen über den „preußischen Wind". Friedrich Wilhelms Regierung fiel in die armselig-ideeenlose Zeit des Utrechter Friedens; die kleinen Künste der Fleury, Alberoui, Walpole beherrschten die europäische Politik. Ratlos stand der geradsinnige Fürst in dem durchtriebenen Ränkespiel der Di- plomatie. Er hielt in altdeutscher Treue zu seinem Kaiser, wollte seinen Kindern Sabel und Pistolen in die Wiege legen, um die fremden Nationen vom Reichsboden zu schmeißen; wie oft hat er mit dem vaterländischen Bierkrug in der Hand sein schallendes „Vivat Germania teutscher Nation!" gerufen. Nun mußte der Arglose erleben, wie die Wiener Hofburg mit seinen beiden ehrgeizigen Nachbarn Hannover und Sachsen insgeheim die Zerstückelung Preußens verabredete, wie sie daun den Albertinern zur polnischen Krone verhals, Lothringen den Franzosen preisgab und in seinem eigenen Hause den Unfrieden schürte zwischen Vater und Sohn, wie sie ihm endlich sein gutes Erbrecht aus Berg und Ost- friesland treulos zu entwinden suchte. So ward er sein Leben lang hin und her gestoßen zwischen Gegnern und falschen Freunden; erst am Ende seiner Tage hat er Österreichs Arglist durchschaut und seinen Sohn ermahnt, den betrogenen Vater zu rächen. An den fremden Höfen aber ging die Rede, der König stehe beständig mit gespanntem Hahn auf der Wacht, ohne jemals abzu-
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