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1. Bilder deutscher Kultur und Geschichte - S. 224

1898 - Langensalza : Schulbuchh. Gressler
224 bett Kaiser zu Hilfe rief und die Marken des Reichs an die Fremden verriet; er bedeutet die Aufrichtung einer großen Macht, die das Vaterland im Osten und im Westen mit starker Hand verteidigt, aber nach ihrem eigenen Willen, unabhängig von der Reichsgewalt. Seit hundert Jahren galt die Regel, daß, wer nicht gut österreichisch war, gut schwedisch sein mußte wie Hippolytus a Lapide, oder gut französisch wie die Fürsten des Rheinbundes, oder gut englisch wie die Sippe des Welfenhauses; selbst der große Kurfürst konnte in der furchtbaren Pressung zwischen überlegenen Nachbarn nur von Zeit zu Zeit eine selbständige Haltung behaupten. Es ist Friedrichs Werk, daß neben jenen beiden gleich verderblichen Tendenzen der verhüllten und der unverhüllten Fremdherrschaft eine dritte Richtung sich erhob, nur eine Politik, die nur preußisch war und nichts weiter; ihr gehörte Deutschlands Zukunft. Vom Vaterlande viel zu reden, war nicht die Weise dieses Hassers der Phrase; und doch lebte in seiner Seele ein reizbarer, schroff abweisender Ncitionds’tolz, unzertrennlich verwachsen mit seinem gewaltigen Selbstgefühle und feinem Fürstenstolze. Daß fremde Nationen auf deutschem Boden die Herren spielen sollten, erschien ihm wie eine Beleidigung seiner persönlichen Ehre und des erlauchten Blutes in seinen Adern, das der philosophische König, naiv wie der Genius ist, immer sehr hoch hielt. Weitn das wunderliche Wirrsal der deutschen Dinge ihn zuweilen zum Bunde mit dem Auslande zwang — niemals hat er fremden Mächten eine Scholle deutschen Landes verheißen, niemals seinen Staat für ihre Zwecke mißbrauchen lassen. Sein Leben lang ward er der treulosen Arglist geziehen, weil kein Vertrag und kein Bündnis ihn je vermochte, ans das Recht der freien Selbstbestimmung zu verzichten. Alle Höfe Europas sprachen grollend vom travailler pour le roi de Prusse; von alters her gewohnt, das deutsche Leben zu beherrschen, vermochten sie kaum zu fassen, daß sich endlich wieder die entschlossene Selbstsucht eiues unabhängigen deutschen Staates ihrem Willen entgegenstemmte. Der königliche Schüler Voltaires hat für den deutschen Staat dasselbe Werk der Befreiung begonnen, das Voltaires Gegner, Lessing, für unsere Dichtung vollführte. Schon in feinen Jugendschriften
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