1877 -
Leipzig
: Teubner
- Autor: Lübker, Friedrich
- Hrsg.: Erler, Max
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Gymnasium
- Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike, Römische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
Aratrum. 109
makedonischen Üebergriffe bedeutend verstärkt wurde (251 v. Chr.), freilich Sikyon auch in die damalige Politik verwickelte (Plut. Art. 9.). Dadurch aufmerksam gemacht, suchte Antigonos Gonatas von Makedonien dem Aratos entgegen zu wirken, worauf dieser sich zu dem ihm befreundeten König Ptolemaios Philadelphos von Aegypten begab, welcher ihn mit einer bedeutenden Geldfumme für die früher vertriebenen, ihrer Güter berankten und nun arm zurückgekehrten Sikyonier unterstützte {Plut. Arat. 13 ff.). Im I. 245 wurde er zum Strategen des Bundes erwählt, welcher nun auf seinen Betrieb die Städte des Peloponneses für den Bund zu gewinnen suchte. Dieses Streben beunruhigte den Antigonos, und er suchte den ägyptischen Känig gegen Aratos einzunehmen, aber vergebens (Plut. Arat. 15.). Immer von neuem zum Stratege» gewählt, förderte Aratos zwar die Zwecke des Bundes weniger als Feldherr, da es ihm an genauer Keuutuiß des Kriegswesens fehlte, vielleicht auch an persönlichem Muthe gebrach, als vielmehr durch Schlauheit und Bestechung. Dabei war er ausdauernd und berechnend, jedoch ehrgeizig. Auch sehlte es ihm an Hochherzigkeit der Gesinnung, da er Andere, welche kräftiger im Handeln waren oder besseren Rath ertheilten, oft zum Nachtheil des Bundes verdächtigte oder verdrängte. Die Menge in Bewegung zu fetzen und zu begeistern, wünschte er nicht und verstand es auch nicht. Nach Anci-gonos Dosons Tode im I. 221 übte er anfangs auf dessen Nachfolger Philipp Iii. großen und günstigen Einfluß, wurde aber im I. 213 durch Gift gelobtet, als er zum 17. Male Strateg war, da sein Rath dem König lästig zu werben anfing. Pol. 2, 45 ff. 4, 8. 37. 70. 7, 11. Plut. Arat. 48 ff. Seine wirklichen Verdienste lebten noch lange den Sikyoniern in dankbarer Erinnerung (Plut. Arat. 54. Pol. 8, 14.). — Aratos beschrieb die Ereignisse seines Lebens und seiner Zeit in einer Schrift (vnoiivrificcta), welche uns zwar verloren gegangen ist, aber von Plutarch und Polybios gekannt und benutzt worden ist. Vgl. Müller, fragm. hist. Gr. Iv. 21 ff. — 2) ans Soloi in Kilikien, um Ol. 127, 270 v. C., lebte lange Zeit am Hofe des makedon. Königs Antigonos Gonatas, auf dessen Rath er nach dem astronomischen Werke des Kuidiers Eudoxos und nach Theophrast ein hexametrisches Lehrgedicht:
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erfcheinungen und Wetter zeichen, verfaßte. „Der Vortrag ist erhaben und einfach, doch ohne begeisterten Schwung, durch den Ton edler Einfalt ausgezeichnet, der Styl bündig und gemessen, der Vers correet und leicht gegliebert, die Sprache künstlich und eigenthümlich, bisweilen nicht frei von Härten und selbst uncorrect." Das noch erhaltene Gebicht würde von den Alten sehr hoch geschätzt (Cic. de or. 1, 16. de rep. 1, 14. Ov. am. 1, 15, 16.). Cicero übersetzte das Werk als Jüngling (n. d. 2, 41.) in latein. Verse, wovon noch Bruchstücke übrig stnb; begleichen ist die Übersetzung des Germaniens auf uns gekommen; enblich noch eine Übersetzung des Rufus Festus Avienus aus dem 4. Jahrh. n. C. Anßerbem bichtete A. noch Elegieen und Anberes, auch beschäftigte er sich mit gramm. ©titbien und betheiligte sich an der Diorthose der homerischen
Gebichte. Ausgg. seines Lehrgebichtes von I. H. Voß (1824), Bnttmaim (1826) it. I. Bekker (1828).
Arätrum, gr. aqotqov, der Pflug, das Werkzeug zum Umwerfen des Ackerlandes oder Pflügen des Feldes, angeblich erfunden vom Bnzyges oder Triptolemos. Plin. n.. h. 7, 56, 199. Vom
griechischen Pfluge werden uns bei Hefiod (op. et d. 431 ff.) zwei Arten geschildert: I) ein künstlicher , vom Werkmeister gearbeiteter, nri-urbv üqotqov, aus folgenden Theilen bestehend: einer Deichfel, iozoßosvs1), durch ein Krummholz, yvrjg2), verbnnben mit dem Schaarbaum, slv^u3), in dem die Pflngfchaar, vvig ober vwig4), steckt; am Ende der Deichsel befinbet sich das Joch, £vyov), welches gehalten wirb durch beu hölzernen Pflock, evsgvov6), und worin die Stiere gespannt werben mittelst eines Riemens, fi&aaßov7), auch fx^aaßoi-ov, oder auch £vy6deo{iov; denn es scheint, daß sie, mit dem Nacken an die Deichsel gebunden, ziehen mußten. Gelenkt wurde derselbe endlich mit der Pflugsterze, sxtrxrj8). — Iii) ein natürlicher, uvtöyvov ctg., aus einem von Natur krummen Holze, bergeftalt, daß Deichsel'), Krummholz^)
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und Schaarbaum3) unmittelbar zusammenhingen und nur die Pflugschaar und die Sterze hinzugefügt zu werden brauchten. Etwas abweichend davon, noch mehr von dem lmfrigen, war Iii) der römische Pflug. Das erste Stück davon, das Krummholz, buris (ßoog ouga), gab dem curvum aratrum feinen Namen; man bog dazu wohl zeitig einen jungen Ulmbanm im Walde; an einen solchen Stamm ward dann oberhalb die achtsüßige Deichsel (temo) gefügt; barunter hängt der Schaarbaum (dentale), die Pflugschaar tragenb und in der Furche fortgehend. Derselbe hat eilten doppelten Rücken (duplex dorsum), oder besteht aus zwei, an der Pflugschaar zusammenlaufenden und hinten etwas aus einander stehenden Schenkeln (dentalia). An diesen und an dem Krummholze waren in der vollständigsten Ausrüstung des Pfluges zwei Ohren oder Streichbretter (aures) befestigt, die nicht zum Aufbrechen u. Wenden, sondern erst zur Auffurchung des befäeten Ackers in hohe Erdrücken (lirae, daher lirave), und außerdem noch zu Wasserfurchen dienten. (Vgl. I. H. Voß zu Verg. G. 1, 169 ff.) Die beigefügten Zeichnungen mögen es erläutern; die unter Iii (s. S. 110) beigefügte Zeichnimg (nach Voß vor feiner Ausg. der Georgika) stellt ein plaustara-