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1. Reallexikon des classischen Alterthums für Gymnasien - S. 120

1877 - Leipzig : Teubner
120 Argoi ward, sämmtliche Helden, die zu jener Zeit gelebt haben konnten, wie Orpheus, Amphiaraos, Jdas, Zetes und Kalais, die geflügelten Söhne des Boreas, Kastor und Polydeukes, Meleagros, Theseus, Tydeus, Herakles. Im Ganzen nahm man 50 Helden an nach den 50 Andern des Schiffes. Der Anführer war Jason, der Steuermann Tiphys oder Erginos. 3 — Das Schiff Argo hatte seinen Namen von aeyos, schnell, oder, wie der Mythos sagt, von dem Erbauer Argos, dem Sohne des Phrixos. Hera, welche in der Sage als besondere Schützerin des Jason auftritt, oder Athene half das Schiff erbauen ans den Fichten despelion (s. die umstehende Abbildung), und Athene fügte in das Vordertheil ein Stückvon der redenden (Siche zu Dodoua. — Die Fahrt ging vonjolkos ans nach Nordosten in das ganz unbestimmt gelassene s e r n e L a u d, Aia (=ra:ta), wofür man seit Pindar das an der äußersten Küste des Pontos Enxeinos gelegene Kolchis hielt. Danach hat sich denn der Lauf der Fahrt fester bestimmt. Apollonios Rhodios in seinen Argonantika läßt die Helden von Jolkos aus über Lemuos, wo sie mit den Lemmeriunen, die ihre treulosen Männer ermordet hatten, Umgang Pflegen, und Samothrake durch beit Hellespout zu der Insel Kyzikos gelangen und bort von dem Könige der Dolionen, Kyzikos, gastlich bewirthet werden. Auf der weiteren Fahrt werden sie in der Nacht vom Sturme nach Kyzikos zurückgeworfen und gerathen uuerkaunt mit den Dolionen inkampf, wobei Kyzikos fällt. Seine erstjüngst vermählte Gattin Kleite gibt sich den Tod und wird von den Nymphen der benachbarten Wälber beweint; aus ihren Thränen entsteht die Quelle Kleite. In Mysien bleibt Herakles zurück, inbent er seinen Liebling, den von ihm nach Wasser ausgeschickten und von den Nymphen in einen Quell hinabgezogenen Knaben Hylas (s. d.), aufsucht. In Btthynien erschlägt Polydeukes den Bebrykerkönig Antykos (s. d.) im Fanstkampf. Darauf kommen sie nach dem thrakifchen Salmydefsos zu dem bliuben Seher Phiueus, der ihnen, nachdem die geflügelten Boreassöhne ihn von den Harpyien befreit haben, Rath über die weitere Fahrt gibt und sie besonbers belehrt, wie sie durch die syntplegethischen (zn-sammenschlagenben) Felsen am Eingang des Pontos steuern sollen. Die Argo fährt, nachbem die A. zuerst etne Taube haben burchfliegen lassen, glücklich durch die Felsen — das erste Schiff, dem dies gelang — und von der Zeit an stehen sie M. Darauf geht der Weg an der Südküste des Pontos weiter; sie kommen zum Lande der Amazonen und darauf auf die Insel Aretias (I. des Ares), wo die von Herakles aus Arkadien verscheuchten stymphalischen Vögel (s. Herakles, 7.) Hansen. Sie verjagen diese und gelangen mit den Söhnen des Phrixos, die auf der unternommenen Fahrt von Kolchis nach Griechenland an dieser 5 Insel Schiffbruch gelitten hatten, nach Kolchis. Jason fordert von Metes das Vließ. Dieser verspricht es zu geben, wenn Jason zwei feuer-schuaubende erzhnfige Stiere einfange, anschirre, mit ihnen ein Stück Landes pflüge und darauf in die Furchen Drachenzähne säe. Jason bestand mit -vulfe der Tochter des Metes, der Zauberin Medeia, deren Liebe er gewonnen hatte, die Arbeit. Ein von ihr empfangenes Zaubermittel schützte ihn gegen das Fener der Stiere und verlieh ihm übermenschliche Krast, und als ans den gesäeten Drachen- zähnen geharnischte Männer hervorwuchsen, warf er auf den Rath der Medeia einen Stein unter sie, woraus sie sich unter einander tödteten. Aber Metes verweigerte das Vließ. Da raubten es Jason und Medeia, nachdem sie den Drachen durch ein Zaubermittel eingeschläfert oder getödtet hatten, in der Nacht aus dem Haine und fuhren mit den Argonauten bavon. Metes läßt sie verfolgen Absyrtos (Apsyrtos), der Sohn des Metes, der Anführer der Verfolgenden, wird von Jason überfallen und getödtet, oder Medeia tobtet ihren kleinen Bruder, bett sie mitgenommen, zerstückelt ihn und wirft die einzelnen ©lieber in das Meer, bamit der verfolgende Metes durch das Sammeln und das Bestatten berselben zurückgehalten werbe. Metes soll die Stücke zu Tomi (rsfivco) in Mösiett begraben haben. Ueber die Richtung der Heimfahrt 6 stttb die Angaben sehr verschieben. Die Einen lassen die A auf demselben Wege zurückkehren, auf dem sie gekommen; nach Anbern gelangen sieben Phasis hinauf in bett östlichen Qkeanos, durch das rothe Meer in den Nil, oder durch die libysche Wüste, durch welche die Argo getragen wird, in den Tritonsee und das Mittelmeer. Der dritte Weg geht vom Pontos aus durch den Tattats oder den Jster westwärts in den Qkeanos und durch die Säulen, des Herakles ins Mittelmeer, durch welches sie dann endlich in die Heimat gelangen. Als Jason nach Jolkos kommt, hat Pelias bett Aison und dessen unmündigen Sohn Promachos ermordet; die Mutter- des Jason hat sich selbst den Tod gegeben. Jason rächt sich an ihm durch Medeia. Diese beredet die Töchter des Pelias, den Vater zu zerstückeln und zu kochen, damit er auf diese Weise wieder durch ihre Kunst verjüngt werde. Darnach aber versagt sie ihre Kunst. Akastos, des Pelias Sohn, vertreibt seinen bisherigen Freund Jason und die Medeia; sie kommen zu dem König Kreon nach Korinth, wo sich Jason mit dessen Tochter Kreüja (©laufe) vermählen will. Um sich an Jason zu rächen, tobtet Mebeia die Braut durch ein vergiftetes Gewand und Diadem sammt ihrem Vater uttb ermordet ihre und des Jason Kinder, Mermeros und Pheres, welche zu Korinth im Tempel der Hera begraben und durch jährliche Sühngebräuche verehrt wurden. Darauf entflieht sie auf einem mit geflügelten Drachen bespannten Wagen nach Athen. Ihr weiteres Geschick s. Theseus. — Jason fand seinen Tod, als er einst auf dem Jsthmos unter der zerfallenen Argo im Schlafe lag. — Die Argo- 7 nautenfage ist sehr alt. Ueber ihre religiöse Grundlage s. Athamas. Die mehr äußere Seite, die Ausbildung der Sage in Bezug auf Richtung und Weite der Fahrt knüpft sich an etwas Historisches, an die Ausbreitung der Seefahrten und Colonien zuerst der alten, Schiffahrt treibenden Mittyer, bei denen die Sage entstand, und dann der übrigen Griechen. Schon vor Homer wurde die Argonauten-fahrt in Liedern besungen; Homer kennt die Sage, er nennt die Argo eine vielbesungene (näoi n£-lovacc, Od. 12, 66.). Wahrscheinlich sittb seine Irrfahrten des Obysseus theilweife betten der Argonauten nachgebildet. Hesiod erwähnt die Geschichte des Jason wie Homer nur in einzelnen allgemeinen Andeutungen (theog. 992.). Der erste der uns erhaltenen Dichter, die die Argonauteusage ausführlich behandeln, ist Pindar (pyth. 4.). Epische Argo-nautika besitzen wir von Apollonios Rhodios (s. d.)
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