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1. Reallexikon des classischen Alterthums für Gymnasien - S. 693

1877 - Leipzig : Teubner
unter denen das Opfer der Jphigenem hervorragte, auf welchem er den Agamemnon zum Aus-drncke feiner großen Trauer mit verhülltem Antlitz dargestellt hatte (s. Ipkigeneia), urtheilte das Alterthum, daß sie mehr errathen ließen als sie wirklich ausdrückten, nicht blos, weil sie nur Ideales darstellten, sondern auch, weil so reiche Motive in ihnen niedergelegt waren. — Dagegen fand die Schule von Sikyon ihr Hauptverdienst in wissenschaftlich strenger Durchführung und tn höchster Genauigkeit und Vollendung der Zeichnung. Ihr Gründer war Enpompos von Sikyon, ihr vorzüglichster Meister Pam ph ilo s (f. b.), der zuerst seine Kunst methodisch und tmt theoretischer Einsicht lehrte und das geometrische Studium auf sie anwandte, dessen Schüler Melan-thios wieder in der Anordnung der Gemälde der vollendetste war und um das Kolorit sich sehr verdient machte, auch zu den 4 Malern (Apelles, Echion, Nikomachos) gezählt wird, die 5 nur 4 Farben gebrauchten. — In dem Zeitalter Alexanders des' Großen wurde auch die Malerei mit dem höchsten Reize und der vollsten Anmuth ausgestattet, vornehmlich durch den Koer Apelles, den Schüler jenes Pamphilos (356—308). Derselbe vereinigte die Vorzüge beider Schulen und bemühte sich, tiefer in das wahre Wesen der Malerei einzudringen und seinen Werken ein reicheres und mannigfaltigeres Leben einzuhauchen. Er vereinigte die Naturwahrheit mit der schöpferischen Kraft und gewann dadurch besonders die Gunst Alexanders. A. selbst setzte seinen Hauptvorzug in die Grazie, wie er denn überhaupt mehr durch die höchste Vollenbung der Form als durch Idealität des Inhalts ausgezeichnet war. In der Technik, sowol in der Zeichnung als in der Farbenwahl und der effectvollen, unmuthigen Behandlung, war er aber Meister. In dem Tempel der ephesischen Artemis zeigte man ein Bild Alexanders, wie er den Blitz schlenberte, wobei die hervortretenbe Haub und der wie außerhalb der Fläche erscheinenbe Blitz die größte Bewunderung erweckten. Auch die Feldherren desselben hatte er in den verschiedensten Stellungen und Situationen, bald einzeln, bald in Gruppen, gemalt. Zu den Meisterwerken seiner idealen Darstellung gehörte eine Artemis, von einem Chore opfernder Jungfrauen umgeben, und die aus dem Meer auftauchende Aphrodite (Anadyomene), ein Meisterstück derjenigen Eigenschaft, in der das ganze Alterthum ihm den Preis zuerkennt, nämlich der Grazie; baffelbe zeigte sich in einem zweiten Venusbilde und in der Darstellung einer der drei Grazien. Letzteres blieb in seinem unteren Theile unvollendet, der Tod überraschte ihn bei der Arbeit, und kein Meister wagte es weiter auszuführen. Ursprünglich stand es zu Kos im Aphrodite-Tempel, von wo Augustus es nach Rom bringen und im Tempel des vergötterten Cäsar 6 ausstellen ließ. — Mehr der sikyonischen Schule augehörig waren Euphranor, dessen Ruhm in der feineren Durchbildung der Heroen und Göttergestalten bestand, Echiou, von dessen Werken das Bilb einer Neuvermählten (vielleicht frei nach-gebilbet in der s. g. albobranbinischen Hochzeit im vaticanischen Museum zu Rom) besonbers hervorgehoben wird, und Pausias von Sikyon, der die Felder der Zimmerdecken zuerst mit Malereien, Maler. 693 zumeist mit Knabengestalten, auch Blumen ltttb Arabesken geziert haben soll, womit auch seine Meisterschaft in Blumenstücken (die schöne Kranz-winderm Glykera, mit der er darin wetteiferte, Plin. 35, 40.), fo wie die an ihm gerühmte höhere Ausübung der enkanstischen Malerei zusammenhing. Um bieselbe Zeit (etwa 370—330) blühte auch der Thebauer Aristeides, vorzüglich durch die Darstellung von Schlachten und Eroberungen und durch den seelenvollen Ausdruck seiner Gemälbe ausgezeichnet, wenn auch seine Farbengebung minber gefällig war. Ein Gemälbe, das den Kamps der Makedonier mit den Persern vorstellte, umfaßte über 100 Figuren; fein Meisterstück war aber die Tranerfcene einer eroberten Stadt und die Hauptgruppe barauf eine sterbenbe Mutter, zu bereu Brust ein Kind kriecht, das aber von ihr abgewehrt wirb, bamit es nicht Blut statt Milch trinke. — Noch größeren Ruhm erlangte um bieselbe Zeit Protogeues aus Kaunos in Karien, der bis zu seinem 50. Lebensjahre hin mit gemeiner Arbeit sich gegen die Armuth schützen mußte. Als der eble Apelles bies erjuhr und den Werth feiner Kunst erkannte, kaufte er, um ihn vor der Verkennung feiner Mitbürger zu bewahren, bemfclben für eine ihm offerirte bedeutende Summe einige Gemälde ab und suchte den Verdacht zu erwecken, als wolle er sie für feine eigenen ausgeben. Dies half dem armen Mann einen Namen bei feinen Landsleuten erwerben. An feinem berühmtesten Gemälde, dem Jalysos (s. d.), den er als Jäger, mit einem keuchenden Hunde zur Seite, darstellte, hatte et 7 oder gar 11 Jahre gearbeitet. Als Demetrios Poliorketes Rhodos belagerte, konnte er sich doch nicht zu einem Angriffe auf der Seite entschließen, wo, wie er wußte, jenes Gemälde sich besand, und verlor so den Sieg. Ja, er schützte sogar den Künstler, der seine Werkstatt außerhalb der Mauern auf einem großer Gefahr ausgesetzten Puncte hatte, durch eine ihm gesanbte Wache, besuchte ihn auch selbst. Das Bilb staub zu Plinius' Zeit im Friedenstempel in Rom, warb aber schon zu Plutarchs Zeit vom Feuer zerstört. Sein „ruhenber" Satyr, den er an eine Läule gestellt hatte, war unter dem Waffengeräusch jener Belagerung gearbeitet und galt gleichfalls für eins seiner Meisterwerke. Bei Prot, ist, wie bei Apelles, das Hanptverbienst nicht fowol in dem geistigen und poetischen Gehalte, als vielmehr in der vollendeten künstlerischen Durchführung zu suchen, in der die Illusion aus die höchste Spitze getrieben war; nur daß bei Apelles mehr ans ursprünglicher Begabung hervorging, was Protogeues durch die größte Ausbauer und den sorgfältigsten Fleiß zu erreichen bemüht war. Währenb der Fleiß und die Sorgfalt feiner Arbeiten vorzüglich gerühmt wirb, warb an feinem Zeitgenossen Nikomachos aus Theben am Ende des 4. Jahrh. v. E, Sohn und Schüler des Aristodemos, die Schiiel-ligkeit bewundert bei nicht geringerer Kunst. Von ihm standen im Minerventempel aus dem römischen Capitol ein Raub der Proserpina, eine Siegesgöttin auf einem Viergespann, und in dem Tempel des Friedens eine Skylla. Weiter werben noch der wegen Lebenbigkeit der Phantasie bewunderte Theon von Samos, zur Zeit der ma-kebonischen Könige Philipp und Alexanber, bcr
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