1877 -
Calw
: Verl. der Vereinsbuchh.
- Autor: Blumhardt, Johann Christoph
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 7
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
170 Neue Geschichte.
konnte Luther bereits sein. Denn er war nicht mehr allein: viele wackere Gelehrte, unter denen Philipp M e-lanchthon obenan steht, waren auf seiner Seite; sein Kurfürst hatte ihn predigen hören und es war ihm warm geworden, wie dem Volk, das von seinen Vorträgen ganz hingerissen war; auch edle Ritter sagten ihm im Fall der Noth ihren Schutz zu, den aber sein frommes Gemüth bescheiden zurückwies, da er glaubte, Gott selbst werde (Seine Sache ausführen.
Endlich ward er ans den Reichstag nach Worms be-schiedeit, wo er Apr. 1521 mit kaiserlichem Geleite versehen ankam. Seine Freunde zitterten für ihu. Er aber sagte: Wenn so viel Tensel zu Worms wären als Ziegel auf den Dächern, noch wollte ich hinein. Alles wollte deu sühnen Mönch sehen, zum Theil auch, ob er wirklich eine Menschengestalt habe, und nicht etwa, wie man ausgesprengt hatte, Bocksfüße und Hörner an ihm den Teufel verriethen ; und man wuuderte sich seines freundlichen Wesens. Das Gedränge wurde so groß, daß man ihn auf Nebeu-wegeu zum Versammlungssaale führen, zum Theil auf Schnltern tragen mußte. Vor der Thüre stand ein alter Krieger, Georg von Frondsberg. Der klopfte ihm auf die Schulter» ' und sagte: „Mönchlein, Mönch lein, du gehest setzt eitlen Gang, dergleichen ich und manche Obersten auch in der allerern'stesten Schlacht nicht gegangen sind. Bist du aber auf rechter Meinung und deiner Sache gewiß, so fahr in Gottes Namen fort und sei getrost; Gott
wird mit dir sein." Er schwitzte in der Nähe der großen
Herren, denn da saßen der Kaiser und alle Fürsten des
Reichs. Seine Stimme klang bescheiden und gedämpft, worüber er sich später schämen wollte; doch sprach er mit einer Entschiedenheit, die seinen Feinden Achtung abgewann. „Es sei denn," schloß er ant zweiten Tage, „daß man mich mit klaren Zeugnissen der heil. Schrist und Vernunft überführe, so kann und will ich nicht widerrufen, weil weder sicher noch gerathen ist, etwas wider das Gewissen zu thun. Hier stehe ich, ich kann nicht anders,