1877 -
Calw
: Verl. der Vereinsbuchh.
- Autor: Blumhardt, Johann Christoph
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 7
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
252 Neue Geschichte.
Bade erdolcht; aber das alles vermehrte nur den Mordgeist der Jakobiner. Unter dem Vorwand, die neue 93er-faßung zu beschützen, vertagten sie sie wieder und stellten eine Revolutious- oder Schreckensregieruug aus, welche s. Okt. 1793 gesetzlich die furchtbarsten Greue! vollzog. Ueberall ließ inan die Verdächtigen ergreifen; und Revolutionsheere zogen mit einer Guillotine von Ort zu Ort. Wer nur der Mäßigkeit das Wort redete, wer als Reicher und Angesehener Verdacht erregte, ja wer nur mit Reichen und Altglaubigeu in Verbindung stand, wurde eingekerkert, ausgeplündert, enthauptet Zuerst mußte die Königin sterben (16. Okt. 1793); ihren e>ohn übergab man einem rohen Schuhmacher, er starb au deu Folgen der Mißhandlungen blödsinnig im zehnten Jahre. Dann kam die Reihe an die gefangenen Conventsglieder, auch an den Herzog von Orleans, einen Verwandten des Königs, der bisher als Philipp Egalitä die nichtswürdigste Rolle gespielt hatte; und jetzt hatte die Guillotine keine Ruhe mehr. Man nimmt an, daß während der Schreckensregieruug (Okt. 1793 — Juli 94) über zwei Mill. Menschen theils durch Kriege, theils durch Hinrichtungen umgekommen sind. Man gieng noch weiter. Man wüthete selbst gegen Künste und Wissenschaften, als Werkzeuge der Aristokratie, zertrümmerte Kunstwerke und Denkmäler, entweihte die Königsgräber und hob die Universitäten und Bildungsanstalten auf. „Denn die Republik bedarf nicht Gelehrter, sondern nur kräftiger Sansculotten." Der Jugend schlug man Tafeln moralischer Vorschriften an die Straßenecken; damit, meinte man, könnte sie auskommen. Das Christenthum wurde förmlich abgeschafft, man betete fortan die Vernunft an. Am 10. Nov. feierte man ihr Fest, wobei ein gemeines Weib als diese Göttin dargestellt wurde. Wer noch Gebetbücher, Heiligenbilder, Crucifixe sehen ließ, hatte das Leben verwirkt. Die Kirchen wurden geplündert, und die Geistlichen legten ihre Stellen nieder. Den bisherigen Gottesdienst recht verächtlich zu machen, putzte man Esel mit Meß-