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1. Stoffe und Probleme des Geschichtsunterrichts in höheren Schulen - S. 3

1915 - Leipzig [u.a.] : Teubner
Lnzyklopädismus u. Patriotismus als Zwecke des Geschichtsunterrichts Z Volk zu Volk verschieden sind - im Verlauf der Gesamtgeschichte ist es aber nicht begründet. Diese ist übernational. Sie stellt das Stück als Ganzes vor, das auf der Bühne der Kulturmenschheit aufgeführt roirö; die einzelnen Nationen sind darin nur die in steter Wechselwirkung Mitspielenden. wie man nun ein Schauspiel nicht voll verstehen sann, wenn man immer nur oder doch hauptsächlich einen einzigen Schauspieler beobachtet, so ist es auch mit der Weltgeschichte, und doch ist solche Konzentrierung des Interesses auf das eigene Volk die unvermeidliche Wirkung eines Unterrichts, öeffen Hauptaufgabe in der Stärkung des Patriotismus besteht. Sie führt zu einer Verengung des Blickfelds, einer falschen Brechung der von Den geschichtlichen Objekten ausgehenden Lichtstrahlen, einer Verzerrung des in unserem Geiste entstehenden Bildes, d. H. zu einer Verfälschung der geschichtlichen Wahrheit: Gefahren, die in gewissem Grade, wie erwähnt, infolge des Zwanges praktischer Erfordernisse unausweichlich sind, die man aber nicht noch durch Aufstellung eines Lehrziels, das dem Wesen des Geschichtsunterrichts nicht entspricht, vergrößern soll, vielleicht noch bedenklicher ist die bei einem patriotischen Geschichtsunterricht — man gestatte diese kurze Ausdrucksweise — sich ergebende Versuchung, nicht nur durch die Auswahl, sondern namentlich durch die Bewertung der „Helden", Ereignisse, Leistungen das eigene Volk als das Mustervolk, die anöeren als minderwertig darzustellen. Historiker von großer Berühmtheit, antike und moderne öeutsche und andere, sind dieser Versuchung verfallen, und man liest sie vielleicht noch wegen des hinreißenden Schwungs ihrer Darstellung; aber wer nach Wahrheit sucht, greift nicht zu ihren Werken? wir lächeln gern über die Selbstverstänölichfeit, mit der sich Franzosen und Engländer für das erste Volk der Welt halten, über ihre Unwissenheit in bezug auf Kultur und Geschichte des Auslands, über die anmaßliche Einbildung von Slawen und Magyaren auf eine erborgte Halbbildung, die wie ein leichter Firnis über der inneren Unkultur liegt; aber daß wir von unserer eigenen Unübertrefflichfeit aufs innigste überzeugt sind und im Urteil über das Huslanö ein ganz erhebliches Ittaß hochmütigen Dünkels mitsprechen lassen, erscheint uns nicht belächelnswert. Der Geschichtsunterricht soll diese Neigungen nicht fördern, sondern daraus hin- 1 „No works are so quickly superseded as patriotic histories“, sagt h- P* ®ooch in feinem ausgezeichneten Werke „History and historians in the nineteenth Century“ (1913) S. 73, und er belegt feinen Latz durch zahlreiche Beispiele.
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