Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Stoffe und Probleme des Geschichtsunterrichts in höheren Schulen - S. 10

1915 - Leipzig [u.a.] : Teubner
10 Die Zwecke des Geschichtsunterrichts wer sich aber eindringend mit der politischen Geschichte eines größeren Zeitraums beschäftigt, wird stets finden, daß sie ohne den Unterbau kulturhistorischer Kenntnis unverständlich bleibt. Nur Ideen und Zustände lassen uns die politischen und militärischen Vorgänge des Mittelalters, des Reformationszeitalters, des Absolutismus begreifen. Ls entspringt einem tiefen Wechsel in der seelischen Disposition der Völker und Fürsten Mitteleuropas, daß das Zeitalter der Religionskämpfe von einem solchen der Kriege um Staatengröße und handelsmacht abgelöst wird. Ls gibt Zeiten, in denen die (Beschichte eben doch eine verzweifelte Ähnlichkeit mit einem Kampf um den Futterplatz hat; es gibt andere, in denen die höchsten geistigen Interessen alles andere zurückdrängen. Kurz: nie und nirgends kann und darf die politische Geschichte isoliert werden,- überall bedarf sie des kulturgeschichtlichen Rückhalts, der daher auch bei denjenigen Perioden nicht fehlen darf, deren politische und militärische Ereignisse noch Gegenstand des Unterrichts sein müssen. Denn erst von der Kultur her — und das ist die bei der Diskussion zumeist ganz vernachlässigte andere Seite der Sache — kommen wir zu einer wirklichen Würdigung des Staates und seiner Leistungen, wenngleich selbst ein (Erzeugnis der Kultur, ist er doch seinem Wesen nach mit den oben ausgezählten Kulturgütern nicht auf eine Stufe zu stellen: sie sind Inhalt, er ist Form, sie sind Bild und er ist Rahmen, denn er ist eine mit Gebietshoheit und herrschermacht ausgestattete Organisation zur Befriedigung solidarischer menschlicher Interessen; seinen Inhalt bekommt er von außen, durch die Zwecke, deren Verwirklichung er dient. Diese Zwecke wechseln im Lauf der Geschichte; sie sind in primitiven Verhältnissen andere, teils engere, teils weitere, als auf höheren Kulturstufen. „Da mit Zunahme der Kultur die Solidarinter-essen immer weitere Kreise ziehen, wird im Laufe der Zeit das gerechtfertigte Gebiet staatlicher Tätigkeit immer breiter, während sich der Staat gleichzeitig von ihm nicht zugehörigen Gebieten zurückzieht, so daß gleichzeitig die Freiheit der individuellen Betätigung, die selbst eines der größten Solidarinteressen ist, immer mehr wächst." 1 Ittit diesem Beziehungsreichtum wächst also der Lebensgehalt des Staates und damit wert und Bedeutung seiner Geschichte. Durch die Ausdehnung seines Wirkungsbereichs auf das Kulturelle im weitesten Sinne ist der Staat ferner zum Bürgen der Kulturgüter geworden, der sie teils 1 Iellinek, Allgemeine Staatslehre.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer