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1. Stoffe und Probleme des Geschichtsunterrichts in höheren Schulen - S. 106

1915 - Leipzig [u.a.] : Teubner
106 Die griechische (Beschichte von jenen, als Den abgerundeteren Kunstwerken, deren Lektüre unmittelbaren Genuß gewährt, einige ganz, natürlich privatim, lesen lassen, ohne allzu genaue Kontrolle die Wirkung den großen Dichtungen selbst überlassend. Nicht aus dem fromm-gläubigen Sophokles, wohl aber aus (Euripides spricht der Geist der Hufklärung, des sophistischen Zeitalters. Don ihm muß daher das (Quellenbuch charakteristische Proben enthalten, in denen dieser Geist zu Worte kommt.1 3m verein mit Proben anderer Herkunft (Plato, Protagoras Kap. 19, Gorgias 38, 39, 46; Hristo-phanes’ Wolken), führen sie in das Verständnis der Sophiftif ein, die als die zentrale geistige Tatsache der Zeit eingehend zu behandeln ist. Rls geschichtliche (Erscheinung bezeichnet sie den sieghaften Durchbruch des den wesentlichen Grunözug griechischer Geistesart ausmachenden Individualismus, den bis dahin uralte kollektivistische Geistesmächte, Staat und Religion, Sittlichkeit und Sitte als soziale Kräfte, einigermaßen gebändigt hatten, und insofern hat sie manche starke Ähnlichkeit nicht nur mit der Hufklärung, mit der man sie neuerdings gern vergleicht, sondern auch mit der Renaissance. (Es wäre höchst reizvoll, die parallele auszuführen, wenn es gelänge, den Schülern öiefen historischen Fernblick zu eröffnen, so wäre öies der Mühe wert; nur setzt es eine Kenntnis der Renaissance voraus, wie sie auf der Schule meist gar nicht erstrebt, erst recht nicht erzielt wirö. Häher noch liegt der Gegenwart eine anöere Beziehung. Der Sophist, der zur Leugnung jeder anderen Pflicht als der, dem Triebe der eigenen Natur zu folgen, fortschreitet, nimmt die noch immer moöerne Huslebetheorie unserer Zeit voraus und erinnert in manchen Beziehungen an Den Herrenmenschen Nietzsches und seiner Jünger. Unsere reifere Jugend läßt sich von Nietzsche sehr leicht bezaubern; sie liest ihn, beamnöert und verehrt ihn, Den großen Verführer, der ihr den banalen pflichtbegriff der Hlltäglichfeit hinwegspottet. Das tat auch der Sophist.2 Der Unterricht wird namentlich die Folgen solcher Huffassung für das Staatsleben zu zei- 1 Die Sammlung solcher Stellen ist schon geschehen durch Nestle, Euripides der Dichter der griechischen Aufklärung (Stuttgart 1901), ein für Schulzwecke äußerst brauchbares Buch, das im Text die Übersetzung, im wissenschaftlichen Apparat aber meist außerdem den Urtext gibt. Gut ist auch das Quellenbuch „Die Aufklärung im 5. Jahrhundert v. Chr." von hoffmann in der teeubnerfchen „Quellensammlung für den geschichtlichen Unterricht". 2 Frappant erinnert an Nietzsche das 38. Kapitel in Platons Gorgias. Jj. Idolf, Geschichte des antiken Sozialismus S. 47f. glaubt sogar hier die Quelle für Nietzsches Lebensansicht zu haben, was aber bestritten wird.
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