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1. Stoffe und Probleme des Geschichtsunterrichts in höheren Schulen - S. 148

1915 - Leipzig [u.a.] : Teubner
148 Die römische Geschichte durchsetzt. Dabei ist zu untersuchen, ob die vielbehauptete Ansicht haltbar ist, das Christentum sei wie ein göttlicher Strahl reinen himmels-lichts in eine ekle Kloafe gefallen, und sein Steg in dieser Welt der Sünde und Gemeinheit sei das größte aller Wunder. Dieser Geschichtsdarstellung widersprechen zwei Tatsachen: 1. Die griechisch-römische Welt des 2. und 3. Jahrhunderts war insofern in außergewöhnlich günstiger Disposition für die Aufnahme des Christentums, als dieses längst vorbereitet war a) durch die von allen Richtungen der spätantiken Popularphilosophie, am stärksten aber von der Stoa bewirkte Reform der privaten Moral, die sich in bemerkenswertem Maße, wenngleich von anderer Grundlage ausgehend, den höchsten Gipfeln christlicher Sittlichkeit nähert, b) durch die Rufnahme orientalischer Kulte im Abendland, die wieder auf ein tief wurzelndes und weitverbreitetes Bedürfnis nach Erlösung von Sünde und Tod, Heiligung und Versöhnung mit Gott und Schicksalsmächten zurückzuführen ist. 2. von diesen Strömungen und Gestaltungen griechischer und orientalischer Herkunft ist das Christentum, das sich in der griechisch-römischen Welt durchsetzt, aufs tiefste beeinflußt, und zwar, wie sich jüngst herausgestellt hat, von seinen Anfängen an.1 Cs hat seinen Gang durch diese Welt nicht machen können, ohne durch sie von seinem Ursprung weit, weit abgelenkt zu werden. Dogmatismus, Ritualismus und (Be-setzesknechtschast, diese drei Hindernisse einer Frömmigkeit nach dem Sinn Jesu, gegen die er gekämpft hatte, um sie durch ein freies (Bottes-kindschaftsverhältnis zu ersetzen, sie haben sich seiner Schöpfung wieder bemächtigt, und erst in dieser Umgestaltung, erst nach diesem Kompromiß, der zeitweise fast bis zur Ausschaltung des wesenhaft Christlichen gegangen ist, hat das Christentum die Welt erobert. Sind doch eine ganze Anzahl der wesentlichsten altchristlichen Hauptdogmen im Heidentum vorgebildet, so die Dreifaltigkeit in der über das ganze Römerreich verbreiteten Isis-Osiris-Religion, die Vermittlertheorie im Tleu-platonismus, die Lehre vom gestorbenen und wiedererstandenen Gotte im Mythus von Kabele und Attis, die Taufe (mit Blut) als ein Begräbnis der Sünde zur Wiedergeburt der Seele ebenda und im Ittithras-dienst, der Glaube an eine durch die Auferstehung des (Bottes verbürgte 1 Selbst in der Sprache des Apostels Paulus sind unverkennbare Anleihen bei der Ritualfprache der hellenistischen Iltqsterienreltgtonen festgestellt worden, vgl. Reitzenstein, Die hellenistischen Mysterienreligionen. 1910.
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