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1. Deutsche Sozialgeschichte - S. 31

1898 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Wesen und Entwicklung der ritterlichen Gesellschaft. 31 allen anderen abgesondert. Bei den Kreuzzügen trat das Rittertum sogar in den Dienst religiöser Gedanken; geistliche Ritterorden wurden gestiftet. Gerade die Kreuzzüge aber trugen dazu bei, daß die ganze abendländische Ritterschaft dem auf das Umfassende, Allgemeine gerichteten Zuge des Mittelalters gemäß als große einheitliche internationale Genossenschaft angesehen wurde. Das trat besonders deutlich und prächtig bei dem berühmten Mainzer Pfingstfeste 1184 hervor: aus ganz Westeuropa waren glänzende Ritterscharen um Friedrich I. Barbarossa als den obersten Lehnsherrn versammelt. Die Welt des Abendlandes bildete den Horizont des ritterlichen Adels, während die übrigen Volkskreise meist nur ihren beschränkten Sonderinteressen lebten und von der höheren, ritterlichen Bildung ausgeschlossen blieben. Höfisch und „törpcrlich" = dörflich werden einander nach französischem*) Vorbild gegenübergesetzt. Überall in deutschen Landen erheben sich Burgen, überall erblickt man die Ritter mit ihrem Ringelpanzer und Helm. Ein gewisser fremdartiger, farbenprächtiger Luxus entwickelt sich, geselliger Verkehr mit Saitenspiel und Gesang wird rege, auch das geistige Leben nimmt einen schönen Aufschwung, und auch auf diesem Gebiete versucht der Ritterstand im Gefühle seiner äußeren Machtstellung die Führung zu übernehmen, die bis dahin allein und unbestritten die Geistlichen behauptet hatten. Vor der neuaufblühenden ritterlichen Dichtung verblaßt die geistliche mehr und mehr. Volksepos, Lyrik und Geschichtsschreibung werden gepflegt. In dieser Zeit tritt auch die Frau in den ritterlichen Verkehr ein, wird schließlich, wenigstens in der Minnedichtung, sein Mittelpunkt und steht *) Mit vielen neuen Vorstellungen drangen damals viele französische Wörter in unsere Sprache ein. Auf deren Entwicklung hat das Rittertum bedeutenden Einfluß gehabt (vgl. die Ausdrücke: aus dem Stegreise, in Harnisch bringen, aus dem Sattel heben, stichhaltig, mit offenem Visier, den Handschuh hinwerfen u. ä.).
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