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1. Deutsche Sozialgeschichte - S. 74

1898 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
74 Reforinationszeit. Einheitliche Schrift- sprache. des ausgehenden 16. Jahrhunderts dagegen gewann auf keine der mächtigen Strömungen im deutschen Leben bedeutenden Einfluß. Über die Reformation war er sehr mißvergnügt, da sie ihm die guten Versorgungsanstalten für die Kinder — Stifter, Klöster und Orden — arg geschmälert hatte; und nun sah er sich jetzt auch noch von den „Gebildeten" still oder laut verachtet! Einzelne Adlige wurden dadurch veranlaßt, den Studien obzuliegen: nur dann konnten auch sie hohe Stellungen an Fürstenhöfen bekleiden. Aus dem Bauernstande aber drang erst allmählich etwas neue Kraft in die Stuben der Gelehrten. Söhne von Landleuten wurden nämlich öfter Dorfschullehrer; deren Nachkommen widmeten sich dann wohl den Wissenschaften. Durch seine Bibelübersetzung und die übrigen, das ganze Volk erregenden Schriften hat Luther, wie Justus Jonas über seiner Leiche sagte, „die deutsche Sprache wieder recht Herfür gebracht, daß man wieder kann recht deutsch [ö. H. volkstümlich] reden und schreiben". Er scheute sich nicht, die Rede des „gemeinen" Mannes auf der Straße zu belauschen und „den Leuten aufs Maul zu sehen", hauchte dem üblichen Schrifthochdeutsch neuen, lebensfrischen Geist ein und legte den Grund zu einer einheitlichen Schriftsprache, damit aber auch zu einer allen Ständen gemeinsamen geistigen Bildung. Obgleich also die Reformation die Spaltung innerhalb des deutschen Volkes verschärfte, so hat sie andererseits doch auch den Gegensatz zwischen Nord und Süd gemildert und ein festes geistiges Band um alle Stände geschlungen.
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