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1. Deutsche Sozialgeschichte - S. 80

1898 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
80 Siebzehntes und erste Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts. kantilsystems sollte eine nach außen abgeschlossene Staatswirtschaft geschaffen und dadurch der Wohlstand im Jnnnern gehoben werden. Deshalb unterwarf der Landesherr die ganze Industrie seiner Beaufsichtigung, erschwerte durch Schutzzölle die Einfuhr fremder Erzeugnisse, die durch ihre Billigkeit die heimischen Preise herabgedrückt hätten, sowie die Ausfuhr inländischer Rohstoffe, ermäßigte dagegen die Ausfuhrzölle für inländische Fabrikate, ebenso die Einfuhrzölle für fremde Rohstoffe. Bei alledem ward aber der Landbau sehr vernachlässigt und der Unterschied zwischen Geld und Kapital (s. S. 38) nicht gehörig beachtet. Recht kleinlich strebte man nur darnach, mehr Geld einzunehmen als auszugeben und möglichst viel im Lande festzuhalten oder liegen zu haben. Während auf solche Weise die wirtschaftliche Lage der Bürger sich allmählich besserte, schwand ihr Selbstgefühl und die freiere, ernstere Auffassung des Lebens mehr und mehr. Vor allem war dies in den Residenzstädten der Fall. Weil durch die üppigen Hofhaltungen etwas verdient werden konnte (für Luxuswaren floß freilich viel Geld ins Ausland, namentlich nach Frankreich), so demütigten sich die Gewerbtreibenden vor jedem fürstlichen Kammerdiener und Lakaien. In den Reichsstädten war es mit dem Selbstbewußtsein besser bestellt. Aber etwas Kleinliches, Spießbürgerliches und Philisterhaftes hattediestädtischebevölkerung im 17.Jahrhundert und in der ersten Hälfte des 18. überhaupt an sich. Verkehrs- und Lebensformen waren steif, peinlich und kleinlich geregelt und gezwungen, gerade wie die Kleidung und Haartracht (Zopf und Perücke). Viele Porträts aus der damaligen Zeit sind sich deshalb auffallend ähnlich. Zeremoniell, Komplimente und Etikette — man beachte die fremden Namen! — wurden mit größter Wichtigkeit behandelt, erreichten das viel feinere französische Vorbild aber doch nicht. Seinem persönlichen Gefühle eine freie Äußerung zu geben war streng verpönt. In späteren Zeiten ward man dafür dann desto empfindsamer und zerfloß
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