Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Vom großen Interregnum bis zur Reformation - S. 106

1893 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
106 Im Dienste des Königs, der ihm ein Jahrgehalt von 30 Pfund gewährte, führte Holbein mehrere Bildnisse von Gliedern der königlichen Familie aus und trat in seiner neuen Stellung zugleich dem Kunstgewerbe näher. Seine Entwürfe für diesen Zweck, die in stattlicher Zahl im britischen Museum in London und in der Sammlung in Basel aufbewahrt werden, bezeugen es, daß der Meister, ganz erfüllt von dem Geiste der Renaissance, wie kaum ein zweiter es verstand, „die ganze Fülle und Breite des wirklichen Lebens mit dem Hanche der Schönheit zu adeln". Seine Arbeiten auf diesem Gebiete, ein Kamin für ein königliches Schloß, eine Standuhr für den Monarchen, ein Pokal für Jane Seymour, die dritte Gemahlin Heinrichs Viii., Schmuckfachen aller Art, wie die damalige prunkvolle Kleidung sie verlangte. lassen in Bezug aus Erfindung und Ausführung alle ähnlichen Werke seiner Vorgänger und Zeitgenossen weit hinter sich. Mitten in der Arbeit, in der Vollkraft feines Lebens erfaßte ihn 1543 in London, das damals von der Pest heimgesucht wurde, die Hand des Todes, des grausen Würgers, dessen unheimliches Walten der große Maler so oft meisterhaft geschildert hatte, und legte ihn in fremder Erde in ein unbekanntes Grab. Wilh. Lübke, dessen Darstellung der deutschen Kunstgeschichte wir durchgehend gefolgt sind, sagt von ihm: „In feiner ganzen Anlage, wie in den Lebensfchickfalen steht Holbein einem Albrecht Dürer geradezu entgegengesetzt da. Eine offene, bewegliche, den Eindrücken der Wirklichkeit mit dem feinsten künstlerischen Sinn zugethane Natur, weiß er alles mit dem Blick des Malers zu ersassen und in einer farbigen Verklärung darzustellen, welche ihn zum größten Maler Deutschlands macht. Dürer dagegen, dessen grüblerische Natur sich in den letzten Grund der Erscheinungen einbohrt, bleibt durchweg fast immer selbst im Malen der Zeichner. Seine herbe Kraft und sittliche Größe neben der feinen Anmut und lebensvollen Energie Holbeins bezeichnet erst die volle Breite und Tiefe der deutschen Kunst. So stehen sie nebeneinander in einem ähnlichen Gegensatze wie neben dem tiefsinnigen grüblerischen Schiller die lichte Klarheit Goethes." Da Holbein dem deutschen Vaterlande jahrelang fern blieb und die bedeutendsten feiner Schöpfungen, namentlich feine Porträts, eigenhändig ausführte, so hat er keine Schule im eigentlichen Sinne dieses Wortes begründet, trotzdem aber auf eine große Menge feiner Kunst-genossen einen mächtigen Einfluß ausgeübt. Dieser machte sich zunächst in der Schweiz, besonders in Basel geltend. In Süddeutschland war
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer