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1. Vom großen Interregnum bis zur Reformation - S. 156

1893 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
156 Rhein-, Main- und Neckargegenden gewann die Pflege des Weinstocks immer größere Bedeutung. Viel Aufmerksamkeit wandte man der Aufzucht guter Pferde zu, da diese in der Ritterzeit viel begehrt wurden, aber auch die Schweinezucht blühte, und nicht minder die Zucht der Schafe, da der Verbrauch von Wolle mehr und mehr zunahm. Wachs, das in Kirchen und Klöstern nicht entbehrt werden konnte, und Honig lieferten zum großen Teile immer noch die Waldbienen. Die Menschen, welche sich im Schweiße ihres Angesichts abmühten, dem Boden immer größere Erträge abzuringen, hatten nur in einigen Gegenden Deutschlands wirklichen Nutzen von dieser Arbeit, vielfach waren sie arme Quäler, die ihres Lebens selten oder nie froh wurden. Sebastian Frank sagt in seiner ,Germania' (1534 in Tübingen erfch.): „Der viert stand die bawren. Diß müeselig Volk der bawren, kühler (Köhler), Hirten u. s. w. ist der viert stand. Deren behaufung, leben, Eleidung, speiß, weiß u. s. w. weißt man wol, ein seer arbeitsam Volk, das jedermans fuoßhader ist, und mit fronen, scharwerken, zinsen, giitten, fteuren, zöllen hart beschwert und überladen ist, doch nichts dest frürnrner, auch nit wie etwan ein einfältig, sunder ein wild hinderlistig unzämt Volk. Ir handtiernng, sitten, Gotßdienst, bauen ist jedermann bekant, doch nicht allenthalben gleich, sunder wie an allen orten Ländlich, sitlich." Ganz ähnlich spricht Münster in seiner 1545 erschienenen ,Kosmographei< über die Bauern. Er sagt: „Diese (die Bauern) fürn gar ein schlecht und niederträchtig Leben. Es ist ein jeder von dem andern abgeschieden und lebt für sich selbst mit seinem Gesind und Viech. Ihre Häuser sind schlechte Häuser von Kot und Holz gemacht, uff das Ertrich gesetzt und mit Strow gedeckt. Ihre Speiß ist schwarz rucken Brot, Haberbrei oder gekocht Erbsen und Linsen. Wasser und Molken ist fast ihr Trank. Eine Zwilchgippe (Zwillichjoppe), zwen Buntschuch und ein Filzhut ist ihre Kleidung. Diese Leute haben nimmer Ruh. Früw und spat hangen sie der Arbeit an. Sie tragen in die nächste Stett zu verkaufen, was sie Nutzung überkommen auf dem Feld und von dem Viech und kaufen ihn dagegen was sie be-dörffen. Dann sie haben keine oder gar wenig Handwerkslewt bey ihnen sitzen. Ihren Herren müssen sie oft durch das Jahr dienen, das Feld bawen, säen, die Frucht abschneiden und in die Schewer führen, Holz hawen und Gräben machen. Do ist nichts das das arm Volk nitt thun muß und ohn Verlust nitt aufschieben darff." (Vergl. Teil I, Seite 103.)
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