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1. Vom großen Interregnum bis zur Reformation - S. 232

1893 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
232 ergötzliche Unterhaltung in der Kirche bieten zu müssen. Der eine ahmte das Geschrei der Tiere nach; der andere kam gestiefelt und gespornt mit einer Peitsche als Eilbote in die Kirche, knallte tüchtig und verkündete die Auserstehung des Herrn; ein dritter erzählte, wie Petrus seinen Wirt um die Zeche betrogen; ein vierter, wie Jesus die Hölleu-psorte aufgestoßen und dabei zwei Teufeln die langen Nasen gequetscht habe u. dgl. mehr. jungen 2sti^renb der 9ro6e Hause der Priester und des Volkes in der ge- Sbiber= scherten Weise sein Leben in wüstem Saus und Braus oder in ein- standes.töniger Sklavenarbeit hinbrachte, arbeiteten die wirklich frommen und um das Seelenheil des Volkes ernstlich bekümmerten Geistlichen und Laien ganz in der Stille an der Heilung der schweren Schäden, an denen das Leben des Volkes krankte. Bereits wurden Stimmen lautr die sich nicht scheuten, das eingerissene Verderben offen zu kennzeichnen und dringend Abhilfe zu verlangen. Namentlich die Habgier der Päpste und der Geistlichkeit wurde bitter gerügt. Burchard Waldis, ein berühmter Fabeldichter, sagt: „Man sage wohl, in Rom schade einem keine Sünde, nur müsse man Geld haben, das sei die allergrößte Sünd', die der Papst selber nit vergeben künnt!" Von Staats- uni) Gemeindesteuern suchten die Geistlichen sich frei zu machen, aber nach Rom zahlten sie Steuern. Die Bischöfe verzehrten ihre reichen Pfründen und mieteten für geringes Geld Stellvertreter, welche die Arbeit für sie verrichten mußten. War die Stelle eines Bischofs oder Erzbischofs erledigt, so bezog der Papst die Annaten, d. h. die Einkünfte des ersten Halbjahrs nach der Wiederbesetzung. Für die Zusendung des Palliums (siehe Teil I, Seite 91) flössen ungeheure Summen nach Rom; wenn man alles berechnet, hatte der ,Stuhl Petri6 eine jährliche Einnahme von 300 000 Gulden aus dem Reiche. Dazu kamen die liegenden Güter der Kirche, die auf ein Viertel bis ein Drittel alles Grund und Bodens geschätzt wurden. Sehr große Kosten verursachte der Besuch päpstlicher Legaten und Nuntien, die aus das glänzendste verpflegt wurden. Nicht geringere Aufmerksamkeit als bei den Einnahmen der Geistlichkeit widmeten ernstgesinnte Vaterlandssreuude den Eingriffen des Papstes in die staatliche Rechtsordnung. 1328 ward ein Interdikt über Gotha verhängt, und die Geistlichen wollten weder läuten noch singen. Da gebot Landgraf Friedrich, ihnen alle Lebensznfnhr abzuschneiden, auch drohte er, alle Priester in ein Kloster einzusperren.
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