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1. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 12

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
12 Heldentum des Altertums neu erweckte, dadurch die Städte und Staaten Italiens mit diesen nach Macht und Ehre dürstenden, gewaltthätigen Tyrannen erfüllte! Nie gab es eine Gesellschaft, so glänzend gebildet und doch so tief unsittlich wie jene Gesellschaft Italiens in der zweiten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts. Und das Papsttum der Renaissance? In der Person eines Innocenz' Viii. und eines Alexanders Vi. hatte die tiefe Unsittlichkeit der Renaissance, mit Mord, Verrat und Unzucht sich befleckend, den päpstlichen Thron bestiegen. Ihnen folgte Julius Ii., ein Feldherr mehr denn ein Geistlicher, dessen Lebenswerk Krieg und Gewaltthat war, um den Kirchenstaat zugleich zu vergrößern und innerlich zu politischer Einheit zu führen; dann Leo X., der feine Kunstkenner, der hochgebildete Mann, der Gönner Raffaels und Michelangelos. Die Interessen der Renaissance waren im letzten Grande den Interessen der Kirche entgegengesetzt, und die Hochflut des geistigen Lebens, welche um das Jahr 1500 das Abendland mit sich fortriß, schien, anstatt die Rettung zu bringen, vielmehr das endgültige Verderben zu beschleunigen. Allerdings, in Deutschland nahm die geistige Entwickelung einen etwas andern Verlauf. Hier war vornehmlich der Herd jener großen Reformationsbewegung des fünfzehnten Jahrhunderts gewesen, welche durch die Konzilien zu Konstanz und Basel die ganze Welt erschüttert hatte. Hier waren auch jetzt, im Beginn des sechzehnten Jahrhunderts, die geistlichen Interessen noch in starkem Übergewicht. Sie waren es, welche der deutschen Renaiffancebewegnng, dem Humanismus, eine entschiedene Richtung auf das Kirchliche verliehen. Zu tief waren die großen Anliegen, welche allein durch das Christentum ihre Befriedigung finden konnten, in dem Herzen der Nation lebendig; zu mächtig war die Kraft, mit welcher das Volk nach der Gewißheit feines Seelenheils verlangte, als daß es über irgend etwas anderem dieses seines größten Begehrens hätte vergeben können. So kam es, daß der Humanismus durch Erasmus von Rotterdam das Neue Testament, durch Reuchlin das Alte Testament den Gebildeten der Nation aufs neue in der Ursprache in die Hand gab, daß man die Philologie verwertete, um gerade auch der Theologie zur vollen Kenntnis ihrer Urquellen zu verhelfen, ja, daß man hoffte, durch die philologische Schriftforfchuug die Wiederbelebung der Kirche unmittelbar ins Werk setzen zu können. Aber der Bildung dieser Männer fehlte die Feuerkraft großer Über-
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