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1. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 16

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
16 von dem Zwange der umgebenden Welt. Auch unvereinbare Gegensätze sucht sie zu verarbeiten, aber in dein Innersten der Menschennatur erhärten sich allmählich Gedanken und Überzeugungen zum Willen, eine That bricht hervor: der eine tritt in den Kampf mit der Welt. Darauf folgt eine andere Zeit kräftiger Aktion, schneller Fortbildung, großer Siege. Immer größer wird die Einwirkung des einen auf die vielen, mächtig zieht er die ganze Nation in seine Bahnen, er wird ihr Held, ihr Vorbild, die Lebenskraft von Millionen erscheint zusammengefaßt in einem Mann. Aber solche Herrschaft einer einzelnen geschlossenen Persönlichkeit erträgt der Geist der Nation nicht lange. Wie stark eine Kraft, wie groß die Zielpunkte seien, Leben, Kraft und Bedürfnisse der Nation sind vielseitiger. Der ewige Gegensatz zwischen Mann und Volk wird sichtbar, auch die Seele des Volkes ist endlich und vor dem Ewigen eine Persönlichkeit, aber dem einzelnen gegenüber erscheint sie schrankenlos. Den Mann zwingt die logische Konsequenz seiner Gedanken und Handlungen, alle Geister seiner eigenen Thaten zwingen ihn in eine fest eingehegte Bahn; die Seele des Volkes bedarf zu ihrem Leben unver- einbarer Gegensätze, ein unablässiges Arbeiten nach den verschiedensten Richtungen. Vieles, was der einzelne nicht in seinem Wesen aufzunehmen vermochte, erhebt sich zum Streit gegen ihn. Die Reaktion der Welt beginnt, zuerst schwach von mehreren Seiten, in verschiedener Tendenz, mit geringer Berechtigung, dann immer stärker, immer siegreicher. Znletzt beschränkt sich der geistige Inhalt des einzelnen Lebens in seiner Schule, es krystallisiert zu einem einzelnen Bildnngsmoment des Volkes. Immer ist der letzte Teil eines großen Lebens erfüllt mit einer heimlichen Resignation, mit Bitterkeit und stillem Leiden. So auch bei Luther. Vou diesen Perioden aber reicht die erste bis zu dem Tage, an welchem er die Thesen anschlug, die zweite bis zur Rückkehr von der Wartburg, die dritte bis zu seinem Tode und zum Beginne des Schmalkaldischen Krieges. Als Luther in den Kampf eintrat, war er gläubig, ein treuer Sohn der Kirche, voller deutscher Devotion gegen Autoritäten. Aber wieder in sich trug er, was ihn festigte gegen zu starke Einwirkung solcher Autorität, ein festes Verhältnis zu seinem Gott. Er war damals vierunddreißig Jahre alt, in der Blüte seiner Kraft, von mittlerer Größe, noch magerem, aber kräftigem Leibe, der neben der kleinen, zarten Knaben* gestalt des Melauchthon hoch erschien. In einem Antlitz, dem man
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