Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 31

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
31 verbrämte kirchlich-politische Vorschläge zu Gunsten des Adels. Eine allgemeine Verminderung der Geistlichkeit und eine Säkularisation des geistlichen Gutes sollte angebahnt werden, und die Mittel des konfiszierten Gutes sollten zur Durchführung einer Reichsresorm Verwendung finden, als deren wesentlicher Punkt die Ausstellung eines großen Reichsheeres, und damit eines großen Wirknngsgebietes zur würdigen Beschäftigung des Adels, betont ward. Und schon erwartete Hutten Ende 1520 die Verwirklichung dieses Ideals nicht mehr auf friedlichem Wege. Er träumte von einem frischen fröhlichen Pfaffenkriege durchs Reich unter Sickingens Führung: ja, er suchte für diesen Bundesgenossen in Kreisen, die er einst verabscheute; am Schlüsse der Prädones bringt er es über sich, sich symbolisch einem Angestellten des Hauses Fugger zu verbinden; der Gedanke eines gemeinsamen Vorgehens von Städten und Adel gegen Fürsten und Pfaffen schlummert in der Tiefe seiner Pläne. War nun bei solchen Anschauungen mit Sicherheit auf die moralische Unterstützung der Reformation, auf die Billigung Luthers zu rechnen? Seit der Leipziger Disputation hatte Hutten mit Luther Verbindung gesucht. Im Beginn des Jahres 1520 hatte er sie durch Vermittlung Melanchthons gesunden. Aber zu einem innigen Verständnis beider Männer führte sie nicht. Luther traute Hutten nicht; er lehnte das Anerbieten eines Asyls durch Sickingen nicht minder ab, wie im Juni 1520 das gleiche Anerbieten seitens des fränkischen Ritters Silvester von Schaumburg; niemals hat er die revolutionären Ziele des Adels gebilligt. Für ihn galt der Satz: „Durchs Wort ist die Welt überwunden, durchs Wort die Kirche errettet, durchs Wort wird sie auch reformiert werden"*); er wollte nichts wissen von Aufruhr und Empörung: „Wenn Herr Omnes aufsteht, der vermag Unterscheiden der Bösen und Frommen weder zu treffen noch zu halten, schlägt in den Hausen, wie es trifft, und kann nicht ohne großes gräuliches Unrecht zugehen." So ging die revolutionäre Strömung des Adels der Unterstützung der Reformation verlustig; es zeigte sich, daß die socialen Bestrebungen der Ritter nur einer Kirchenreform bedurften, deren Verwirklichung der Glaubensreform Luthers als nebensächlich, ja falls eine tiefere Wandlung der Herzen ausblieb, als unsittlich erscheinen mußte. *) Brief an ©Palatin vom 16. Januar 1521.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer