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1. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 38

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
38 Händel des Volkes eine Duelle des eigenen Gewinnes werden, sieht es die Wahrung des neuen Rechtes anvertraut. Das neue Recht ermöglicht und Begünstigt das Aufkommen zahlloser Rechtsstreitigkeiten, welche von gewissenlosen Menschen, die sich der Kenntnis des neuen Rechtes rühmen, geflissentlich angesucht und unterhalten werden zur schweren Schädigung der Volkswohlfahrt. So wird nicht allein das Rechtsgefühl, sondern auch der Wohlstand des Volkes das Opfer des neuen Rechts. Ein Zeitgenosse, Wimpheling, der Altmeister des Schulwesens, welcher als Deutscher für das deutsche Reich eintritt, schildert mit bewegten Worten diesen Kamps um das Recht. „Wer sollte nicht Freude darüber empfinden, daß Ritter und Bürger und Bauern, treu ergeben dem alten Rechte und den alten Gewohnheiten, sich mannhaft wehren gegen alle diejenigen, welche ihnen dieses Recht und diese Gewohnheiten mit Lug und ^rug und spitzfindigen Künsten aller Art rauben wollen und sie Zu unterdrücken und auszubeuten suchen? Es ist ein Kamps, der das Leben des Volkes im Innersten ergreift, der aber, fürchte ich, bei der Machtlosigkeit der obersten kaiserlichen Gewalt, die nicht mehr ordnend und zügelnd einzugreifen imstande zu sein scheint, und bei den vielen im Reiche vorhandenen Zwistigkeiten zu Gunsten der Gewalthaber und ihrer Werkzeuge: der Rechtskundigen sich entscheiden wird." Aus Wim« phelings Darstellung klingt, dem Hörenden genugsam vernehmbar, die Warnung hervor, daß diese Verwirrung des Rechtsgefühls eine der Ursachen zu folgeschweren Umwälzungen werden mußte. So treffen in den Bestrebungen der Bauern und der Herren Strömung und Gegenströmung aufeinander. Die Gegensätze verschärfen sich durch religiöse und kirchliche Fragen, welche neben den staatsrechtlichen und volkswirtschaftlichen Bestrebungen im Verlaufe der Bewegung hervortreten und für die Entwicklung derselben bedeutsam wurden. Die Bauern klagen über Mißstände der Kirchenverfassung und der Kirchenzucht; sie klagen über Verweltlichung des Klerus und über Unwürdigkeit des Lebens mancher Geistlichen; sie führen Beschwerde über den Druck der vielerlei Abgaben und Leistungen, zu denen sie Kirchen und Klöstern gegenüber angehalten werden; sie weisen verurteilend auf die erbarmungslose Härte mancher der geistlichen Fürsten und Herren hin. Aber es sind nicht solche Äußerlichkeiten des kirchlichen Lebens allein, die ihnen den Ruf nach Umgestaltung eingegeben haben. Ihre kirchlichen und religiösen Bestrebungen werden von einem tief innerlichen Zuge beherrscht. Sie verlangen nach dem „Worte Gottes" zu ihrer
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