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1. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 39

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
39 eignen Läuterung und Erhebung; sie verlangen nach der „Gerechtigkeit Gottes", die da das Leben des Menschen befreie von den Satzungen der Menschen und es gestalte einzig und allein nach Gottes Gesetz; sie erfüllen sich mit Vorstellungen einer Neugestaltung der menschlichen Gesellschaft nach den Grundsätzen altchristlicher Zeit. So verbinden sich in ihnen demokratisch-kommunistische Jdeeen mit der mystisch-apokalyptischen Idee eines Gottesreiches auf Erden. Luthers Ruf nach Freiheit des Evangeliums wird gerade von den Bauern begierig aufgenommen; sein Wort von der Freiheit des Christenmenschen findet bei ihnen vielgestaltigen Wiederhall; seine Lehre von dem allgemeinen Priestertum wird von den Bauern ohne weiteres in die Wirklichkeit übertragen, indem viele derselben, lediglich dem inneren Drange folgend, den Ihrigen das Wort Gottes verkünden und deuten. Die Reden der Bauernführer nehmen vielfach eine biblische Färbung an. Die Flugschriften, welche für die Rechte der Bauern eintreten, entnehmen ihre Beweisstücke mit einer gewissen Vorliebe gerade der Bibel. Die Programme der Bauern berufen sich auf Vorschriften und Forderungen der Schrift. Gerade auf Grund der ihnen geläufigen biblischen Anschauungen stellen die Bauern den bäuerlichen Beruf als den notwendigsten und zugleich edelsten auf Erden dar. Nach und nach nehmen so die rein weltlichen Bestrebungen der Bauern äußerlich und innerlich immer mehr Kirchliches an. Schließlich erscheinen in ihren thatsächlichen Vorschlägen und Anläufen zu Neugestaltungen in Staat und Kirche ihre Ansichten über staatliche und kirchliche Zustände für die Verwirklichung derselben untrennbar voneinander. Damit erweitern sich die Ziele der Bauernbewegung; alle die wichtigen Erscheinungen des Lebens, alle bestimmenden Strömungen des Lebens ziehen sie in ihren Umkreis hinein. Ihre Zielpunkte sind: die Erneuerung des kirchlichen Lebens nach Form und Inhalt, die Umgestaltung der ganz auf den Grundbesitz aufgebauten Gesellschaftsordnung des Mittelalters, der Kampf gegen die Staatsgewalt der Fürsten und gegen die Geldmacht der Städte. Bei der Schroffheit der Gegensätze erscheint eine Ausgleichung unmöglich; bei dem hartnäckigen Festhalten an wirklichem oder vermeintlichem Rechte hüben wie drüben erscheint Nachgiebigkeit ausgeschlossen hier wie dort. So bleibt es kein Ringen der Meinungen und der Geister; es wird ein Ringen der Waffen und der Gewalt. Gleichwohl ist namentlich von seiten der Bauern auch der ehrlich ernste Versuch gemacht worden, durch das Mittel der Unterhandlungen
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