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1. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 47

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
47 des Bestehenden unter möglichster Wahrung seines bisherigen Bestandes. Wer für diesen Entwurf eintrat, der wollte nicht die schrankenlose Willkür der bisher Unterdrückten zum Gesetz erheben, welches alle verpflichten sollte, der wollte vielmehr dem Bauernstande eine freiere Bewegung innerhalb gesetzlicher Schranken ermöglichen zur Wohlfahrt des Ganzen. Wer für diesen Entwurf eintrat, der wollte nicht den Bürgerkrieg, sondern die Versöhnung der ständisch gegliederten Teile des Volkes. Immer und immer wieder beriefen sich die Bauern für ihre Re-sormvorschläge auf Luther, „den deutschgesinnten Mann, der selber aus dem Bauernstande hervorgegangen". Allein die Xii Artikel fanden bei Luther wenig Beifall, geschweige denn Unterstützung. In seiner Schrift: „Ermahnung zum Frieden auf die Xil Artikel der Bauerschaft in Schwaben" (20.? April 1525) übernimmt er parteilos die Rolle des Vermittlers. Er bemüht sich, einen gewaltsamen Ausbruch der Volksleidenschaften zu hemmen. Er bringt ein Schiedsgericht in Vorschlag, welches „aus etlichen Grasen und Herren und aus etlichen städtischen Ratsherren" sich zusammensetzen soll. Dieses Schiedsgericht hätte dann die Herren und die Bauern zu gegenseitigen Zugeständnissen zu bestimmen, um so einen neuen Rechtsboden zu schaffen. Denn weder die Herren noch die Bauern haben nach Luthers Dafürhalten das volle Recht auf ihrer Seite; weder die einen noch die andern sind ihm „rechte Christen". Mit Entschiedenheit aber wendet er sich gegen die Weise der Bauern, ihre weltlichen Forderungen durch das Evangelium zu rechtfertigen. „Den christlichen Namen, sage ich, den laßt stehen und macht den nicht zum Schanddeckel eures ungeduldigen, unsriedlichen, unchristlichen Fürnehmens; den will ich euch nicht lassen noch gönnen." Darum ergießt er in strafenden Worten seinen Zorn über „die Lügenprediger" und über „die tollen falschen Propheten", welche unter den Bauern aufgestanden. Darum beargwöhnt er auch die sachlich gerechtfertigten Forderungen der Bauern, wofern sie dieselben durch Vorkommnisse und Aussprüche in der Schrift zu belegen suchen. Das Reich Christi aus Erden, welches Luther predigte, war für ihn eine rein geistige Gemeinschaft; die Bauern erkannten und erstrebten in diesem Reiche Christi ein Gebilde weltlicher Ordnung und Macht. Die Freiheit des Christenmenschen, für welche Luther eintrat, war ihm eine innerliche; die Bauern hatten daraus ein „äußerliches Freisein" gemacht. Solchergestalt waren die Gegensätze grundlegender Anschauungen bei Luther und den Bauern. Ein Zusammenstehen Luthers und der Bauern war damit unmöglich geworden.
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