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1. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 70

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
70 das Konzil anzuerkennen, welches als Ziel die Bekehrung Deutschlands ebenso sehr verfolgte wie der Jesuitenorden, welcher immer kampflustiger auftrat. Diese Gesellschaft, deren Beurteilung bei ihren Freunden wie Feinden wohl für immer eine feststehende ist, deren Organisation aber als eine bewunderungswürdige anerkannt werden muß, betrat schon seit 1540, in spanischen, italienischen und französischen Gliedern, indes noch schüchtern und vorsichtig, den deutschen Boden. Gerne aufgenommen von dem Augsburger Bischof Otto Truchseß und dem greisen Albrecht von Brandenburg in Mainz, begrüßt von den Herrschern Österreichs und Baierns, gründeten die Jesuiten im ersten Jahre der zweiten Hälfte des Reformationsjahrhunderts ihre erste deutsche Niederlassung in Wien. Binnen wenigen Jahren folgten weitere, durch die nicht nur alle österreichischen Erblande, sondern auch Bayern, Schwaben, Franken und das Rheinland umspannt wurden. Die Hochschule von Ingolstadt wurde der Mittelpunkt ihrer äußerlich glänzenden, innerlich aber leeren und hohlen Schulwissenschaft, von welcher allerdings die Werke vieler ihrer gelehrten Mitglieder durch ihre Gründlichkeit abstachen. Neben dem durchaus protestantisch gewordenen Schulwesen erhob sich nun das jesuitische. Sogar Protestanten ließen sich blenden und sandten den Jesuiten ihre Söhne. Überall, wo sie Boden faßten, führten sie sofort den ganzen damals beinahe vergessenen mittelalterlichen Apparat der Reliquien, Rosenkränze, Fastengebote und Wallfahrten wieder ein, und mit ihnen hielt ein fremder, undeutscher Geist auf germanischer Erde seinen Einzug. Ihr erster Bekehrter von Rang war jener Albrecht V. von Bayern, der einst seinen Glauben hatte verspielen wollen. Er sandte die Jesuiten als geistliche und seine zum Eid auf den römischen Glauben gezwungenen Beamten als weltliche Soldateska unter die Protestanten, welche aus dem Lande gejagt wurden, sofern sie sich nicht bekehrten. Fast alle wohlhabenden Einwohner verließen vor diesem Zwange München, wo Elend und Bettel überhand nahmen. Die auf den Index gesetzten und sämtliche von Protestanten verfaßten Bücher, sogar Grammatiken, wurden überall verbrannt und dagegen die der Jesuiten verbreitet; die alten Klassiker wurden entfernt und dafür die Kirchenväter eingeführt. Seinen Mündel Philipp, den Sohn des in Frankreich in den Reihen der Hugenotten gefallenen Markgrafen Phili-bert von Baden-Baden, ließ Herzog Albrecht V. katholisch erziehen und dessen Land durch die Jesuiten bekehren.
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