Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 80

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
80 1570 auch das neumodische Ringelrennen. Große Schaugerüste mit mythologischen und allegorischen Figuren wurden dahergefahren; in wunderlicher Tracht erschienen die kämpsenden Parteien, denn an die Stelle der Turnierrüstung trat ein phantastisches Maskenkleid. Grundzug derartiger Inventionen, in denen Landgraf Moritz von Hessen sich auszeichnete, war lange der, daß eine Partei, die „Manutenadores", eine bestimmte Behauptung, — z. B. (Wien 1560) die von der Undankbarkeit der Jungfrauen — gegen die andere, die „Avantnreros", mit einer Anzahl von Lanzenstößen und Schwertstreichen verteidigte. Aber die Waffen waren stumpf, die Lanzen so schwach, daß sie bei dem ersten Anprall zersplitterten. Später gaben die Erlebnisse der Türkenkriege zu weiteren Schauspielen Veranlassung: da wurde denn wohl ein Türkenschloß verteidigt und bestürmt und viel Feuerwerk verpufft. Endlich kam auch infolge französischen Einfluffes das Wohlgefallen an arkadischen Schäserspielen auf. Die fremdländischen Einflüsse wurden auch dadurch unterstützt, daß es mehr und mehr Sitte ward, die deutschen Fürstensöhne zur Sammlung vielseitiger Kenntnisse und Aneignung weltmännischer Bildung auf die Universitäten Italiens und an den Hos von Paris zu schicken. Da ging denn viel nationaler Sinn verloren: mit fremder Sprache, Sitte und Unsitte brachten die jungen Fürsten die Geringschätzung des Vaterländischen heim. An mehreren Höfen war im Anfang des siebzehnten Jahrhunderts das Französische schon elegante Hofsprache. Als 1613 Elisabeth Stuart als Pfalzgräfin in Heidelberg einzog, sagten geschmückte Kinder französische Phrasen auf. Ihre Töchter Elisabeth und Agnes waren schon als Kinder des französischen Stils mächtig, und Elisabeth schrieb später in italienischer Sprache petrarkische Madrigale. In Anhalt und Hessen trieb man die französische Sprache; in Berlin war im Jahre 1617 an der ersten Kavalierstafel, der „Grasentafel", die Unterhaltung französisch. Auch die an sich nicht tadelnswerte Kunstliebhaberei deutscher Fürsten, ihre Begünstigung wissenschaftlicher, namentlich mathematischer und physikalischer Bestrebungen kommt zum großen Teil auf Rechnung derselben Nachahmungssucht: es galt als vornehm, sich Museen anzulegen, Gemälde, Münzen, geschnittene Steine u. ct. zu sammeln. Die Vorliebe für die Physik und Mathematik hing hauptsächlich mit der Alchemie und Astrologie zusammen, deren Probleme die hohen Herren aufs äußerste interessierten; die wahre Wissenschaft eines Kepler und Tycho
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer