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1. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 84

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
84 Die Bauern. man im günstigsten Falle das Ziel, die Universität, erreichte, wo dem jungen Studenten von den älteren Kommilitonen gründlich vergolten wurde, was er an seinen Schützen in Tyrannei gefrevelt. Der Lernstoff bezweckte, wie erwähnt, eine einseitige, gelehrt theologisch-philologische Ausbildung, gewährte mithin wenig Nutzen für das praktische Leben, dem der Gelehrte immer mehr entfremdet wurde. Die Schul-Zucht war noch immer sehr streng, die Strafmittel spielten eine hervor-ragende Rolle in der Jugendbildung, und die Pädagogen des sechzehnten Jahrhunderts waren in sinnigen Erfindungen nicht weniger ingeniös als die Kriminalisten. Es läßt sich denken, daß aus diese Weise keine Generation heranwachsen konnte, welche für allgemeinere Fragen, für politische und nationale Interessen einen freieren Blick wahrte; in dieser Hinsicht ging es im sechzehnten Jahrhundert eher rückwärts. Das straffe obrigkeitliche Regiment ließ sich der Bürger, froh der zunehmenden Sicherheit im Verkehr und Handel, gern gefallen, obwohl es in seine persönlichen Verhältnisse tief eingriff, den Luxus in der Tracht und bei Familienfesten ihm zu verkürzen strebte. Aber dies Sich-regieren-lassen in Verbindung mit der Entwöhnung vom Waffendienst hatte auch eine üble Folge: es entstand eine kriegsuntüchtige Bürgerschaft, die zu jedem selbständigen Handeln, zu freien kühnen Entschlüssen gänzlich unfähig war. Diese Entartung hat der Städter in den traurigen Jahrzehnten des dreißigjährigen Krieges schwer genug büßen müssen. Diesem Hinschwinden thatkräftigen Bürgersinnes konnte die äußerliche Übung im Waffengebrauch nicht vorbeugen. ^m letzten Drittel des sechzehnten Jahrhunderts waren nämlich die Schützenfeste ganz besonders in Flor; in Straßburg waren z. B. im Jahre 1576 an siebzig Orte vertreten, zu Regensburg im Jahre 1586 gegen fünfunddreißig fremde Städte; Halle lud im Jahre 1601 sogar hundertsechsundfünfzig Orte zum Vogelschießen ein. Die Armbrust war noch immer die vornehmere Waffe gegenüber der Büchse; das ^tahlschteßen ging stets dem Büchsenschießen voran und brachte auch höhere Preise. Was die Lage des Bauernstandes anbetrifft, so muß wohl ein Unterschied gemacht werden zwischen den Gegenden, wo seiner Zeit der Bauernkrieg gewütet hatte, und denen, welche von der Bewegung verschont geblieben waren. Zunächst war ja in den vom Krieg heimgesuchten Gebieten das Land auf Jahre hinaus verwüstet und durch
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