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1. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 152

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
152 Der Oberstadtschreiber Daniel Friese hatte auf das Zeichen von St. Johannis her gleichfalls das Rathaus verlassen; er begab sich sogleich zu seiner Familie, um seine Vorkehrungen zu treffen. Da er „etliche Male" zu den Generalen Tilly und Pappenheim ins Lager hinausgesendet worden war, so fürchtete er, man möchte ihm ein besonders hohes Lösegeld abfordern. Um für einen geringen Bürger zu gelten, zog er daher ein ledernes Wams und eine graue Hose an; auch seine Gattin, welche von der St. Johanniskirche herbeigeeilt war, legte ihr schlechtestes Kleid an. Endlich schwieg das entsetzliche Feuer; der Widerstand hörte auf, und die fliehenden Bürger eilten mit Ach- und Wehgeschrei (!) in ihre Häuser, welche aufs festeste verschlossen wurden. Nicht lange darauf ertönte das „All gewonnen! All gewonnen!" der kaiserlichen Soldaten; sie liefen durch die Gassen und schlugen an dir Thüren wie die Teufel. „Wir armen Leute hätten vor Furcht in den Häusern sterben mögen (!), wir beteten zu Gott um gnädige Errettung. Jetzt ward auch bei uns angepocht." So führt des Daniel Friese Sohn Herr Johann Daniel fort. „Unser Präceptor sah oben hinaus und ries: .Quartier!' Alsbald geschahen zwei Schüsse nach ihm; die Soldaten drohten, alles im Hause umzubringen, wenn man ihnen nicht öffnete. Wir machten auf. Da standen zwei Musketiere und verlangten Geld. Vater und Mutter gaben ihnen, was sie bei sich hatten, auch noch Kleider und Geräte. Sie sollten uns aus der Stadt bringen-wir boten ihnen ein Lösegeld; sie aber sagten, sie müßten erst Beute machen. Unser Präceptor aber, welcher vor Angst ganz den Kops verloren hatte, lief mit ihnen, um uus einen Paß auszuwirken. Hätten wir auf seine Rückkunft gewartet; — wir wären allzumal verbrannt." Nachdem die Soldaten hinweg waren, zerschlug der Stadtschreiber, um dem Hause ein wüstes Ansehen zu geben, mit einer Axt den Ofen, die Thüren und Fenster; er riß das Stroh aus den Bettsponden, warf auch die Töpfe umher, damit es schiene, als sei das Haus schon ausgeplündert worden; „unglücklicher Weise aber bemerkten vier des Weges kommende Soldaten die Mutter; sie drangen ein, stürzten mit brennenden Lunten zu uns in die Stube und schlugen aus den Vater los. Die Mutter warf ihre Hand dazwischen, aber es half nicht. Wir Kinder hingen uns wie Kletten an die Soldaten und weinten und schrieen, sie sollten uns nur die Eltern leben lassen. Endlich ließen sie sich durch unser Bitten und Flehen erweichen. Wir gaben ihnen einige Pretiosen; sie suchten sich von dem Leinenzeuge aus, dann
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