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1. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 158

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
158 etwa noch einen guten Frennd hätten, so möchten wir denselben nur holen lassen; denn mit uns habe es keine Not weiter. Wir schickten daraus unsere Magd in der Begleitung des einen Leibschützen nach der Katharinenkirche, wo sich der Magister Gravius versteckt hatte; aber er war dort weder zu sehen noch zu hören, und so kehrten denn beide unverrichteter Sache zu uns zurück. Bald darauf kam unser Oberst wieder vor das Haus geritten, fragte, ob wir noch guten Frieden hätten, und hieß uns guten Mutes fein. Sogleich aber kam er zurückgesprengt und sagte: ,Frau, faffet mein Pferd beim Zügel und Euren Herrn bei der Hand und führet mich zur Stadt hinaus, oder wir müssen alle verbrennen!' Denn das Feuer nahm gewaltig überhand; schon brannte das schöne und große Hans des Bürgermeisters Schmidt lichterloh und hinter unserer Kirche stieg es auf, — ein großer, schwarzer Rauch! Wir warfen nun alles noch Vorhandene, auch meinen schönen, warmen r-chlafpelz, den ich hinterher schmerzlich vermißte, und meine teure Hausbibel in den Keller, machten denselben zu und beschütteten die Thür mit Erde. Meine Frau nahm einen Ehorrock von mir über die Achsel, unsere Magd das vor dem Hause stehende Kind unseres Nachbars, welches sonst im Feuer umgekommen sein würde, auf den Arm und wanderten davon. Meine Frau hielt des Obersten Pferd beim Zügel gefaßt. Als wir endlich vor die Stadt in das Lager kamen, hatten wir viel Lästerung, Hohn und Spott von den Soldaten anzuhören, verschmerzten es aber. Nachdem wir ein wenig aus dem Gewirre und aus dem Tode ins Leben gekommen waren, sprach der Oberst: ,Frau, ich habe Euch und Eurem Herrn das Leben gerettet, — was könnet Ihr mir nun geben'?6 Wir antworteten, unser Gold und Silber sei von uns versteckt; hoffentlich werde man es so leicht nicht finden, er solle alles haben! Er lachte dazu! Das Gezelt des Obersten aber war vor dem Rothenseeschen Holze errichtet; dort wurden wir mit einem Becher Weines erquicket. Gegen Abend traf dort auch der Koch unseres Retters mit dem Dr. Olvenstedt ein; letzterer war so übel zugerichtet, daß wir ihn nur an der Sprache erkannten. Ich tröstete ihn, als in der Nacht seine Schwäche so zunahm, daß sie sein Ende befürchten ließ, allein er erholte sich wieder und erwies mir den gleichen Liebesdienst, als ich tags darauf erkrankte. Am späten Abende mußten wir bei unserm Obersten speisen; es ging wohl alles prächtig zu; uns aber schmeckte weder Essen noch
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