Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 174

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
174 Eine Chronik von Stendal berichtet: „Anno 1636 bis 1638. Nachdem durch den fortwährenden Krieg alles ausgezehrt und vollends auf dem Lande und Felde zertreten oder auch die Saat in Zeiten verhindert worden war, galt endlich der märkische Scheffel Roggen zu Stendal und anderen Orten bis 21/2 Reichsthaler. Viele Leute aßen die wilden Feldrüben und andere Wurzeln aus der Erde, machten Eckern, Kohlstauden und Kleien zusammen und aßen das für Brot. O, wie waren da der Armen so viel! Etliche vom Lande hereingeflüchtete Leute, Junker, Prediger und Bauern, nachdem sie ihre Kleider und übrigen Kleinode für Brot hingegeben, starben verschmachtet und verhungert oder an der Pest dahin. Auch Soldaten, die im Quartier lagen, starben vor Hunger, und etliche aßen das Aas von Pferden u. dergl. Hierüber liefen noch vollends ans dem Lande hinweg, welche von der Pest übrig geblieben waren. Und kam es so weit, daß auf zwei, drei, vier Meilen kaum ein Landprediger zu bekommen war, bis acht oder zwölf Dörfer wieder einen nahmen. O, wie manches Kind ist zu der Zeit in den Wäldern von fremden Predigern getauft worden, etliche wohl auch ohne Taufe gestorben. Etliche Dörfer und Kirchen wurden so gar in diesem Kriege verwüstet, daß fast nichts zu sehen, ob in hundert Jahren Leute daselbst gewöhnet. Also liefen die Leute voneinander, und blieb kaum der zehnte Teil Menschen übrig,, nachdem sie sich hernach wieder einbanden." Der Superintendent Backmeister zu Güstrow entwirft von den Leiden, feiner Heimat folgendes Bild: „Wieviel heiße Klagen vernimmt man nicht über tyrannische Bedrückung, über unaufhörlichen Raub, über maßlose Erpressungen, über den Mord von Edlen und Unedlen, über Niederbrennen von Höfen und Dörfern, über Wegtreibung des Viehes, über Abschneiden von Nasen und Ohren und andere schändliche Verbrechen! Man schaudert, zu berichten von dem, was an Kirchen und Geistlichen, ja selbst an den Gebeinen der Entschlafenen ist verübt worden. Denn in diesem Kriege, wo das Soldatengesindel jede Furcht Gottes von sich abgeworfen hat, richtet sich der räuberische Angriff in der Regel zuerst aus die Kirchen. Gewaltsam werden dieselben erbrochen, trotz des Flehens der Prediger ausgeplündert und in Pferdeställe verwandelt; die Kanzeln werden umgestürzt, die Kirchenstühle zerschlagen, die Fußböden, um nach verborgenen Schützen zu suchen, aufgebrochen, die kirchlichen Gewänder
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer