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1. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 184

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
Zeiten des Verfalls. Hoffmann von Hoffmannswaldau (1618 bis 1679) und Kaspar von Lohenstein (1635—1683) setzten die „galante" Abgeschmacktheit, schamlose Zweideutigkeit auf den Altar der Dichtkunst und bestätigten den moralischen Verfall der Nation. Nur zum kleinsten Teil hat Lohenstein durch seinen langweiligen Roman vom heldenmütigen Arminius und der durchlauchtigen Thusnelda jene Sünden gesühnt. Selbst die Sprachgesellschaften, welche den an sich heilbringenden Plan verfolgten, die deutsche Sprache in ihre Rechte wieder einzusetzen, waren nur Nachahmungen fremder — italienischer — Institute und gefährdeten ihr Werk durch Übertreibungen. Der Verwahrlosung des prosaischen Ausdrucks konnten sie ohnedies nicht vorbeugen, und die Alamode-Sprache erhielt bald ein ebenso fremdartiges Gepräge wie Tracht und Sitte. Dennoch dürfen wir weder über Opitz, noch über diese Zeit der Nachahmung unbedingt den Stab brechen. Denn trotz aller Mängel führt Opitz mit Recht den Namen „Vater der neudeutschen Dichtkunst"; durch seine metrischen Theorien (Büchlein von der deutschen Poeterei, 1624) machte er der elenden Knüttelversdichtung des sechzehnten Jahrhunderts ein Ende. Anderseits war es immerhin auch ein Gewinn, wenn die Deutschen noch irgendwie geistige Interessen pflegten. Die Nachahmung hat die Nation wenigstens vor äußerster Roheit bewahrt, die sittliche Verwilderung zu hemmen vermochte sie allerdings nicht. Nichts beweist so sehr die Kraft des deutschen Volkes als die Thatsache, daß es ein so entsetzliches, aller Beschreibung spottendes Unglück, wie es das dreißigjährige Kriegselend war, nicht nur zu überdauern, sondern auch zu überwinden vermochte. Augsburg, Nürnberg und einige andere Städte machten sich den Krieg insofern zu nutze, als sie einen schwunghaften Waffenhandel betrieben; sie verstanden es auch sonst, durch alle Kriegswirren hindurch ihren Handel zu erhalten. Hamburg und Bremen wußten sich durch den Seehandel vom allgemeinen Verfall, dem auch Lübeck nicht entging, freizuhalten. Im übrigen Reiche hat die Arbeit der Wiedergenesung Jahrhunderte in Anspruch genommen. Sie mußte bestehen in der Bildung eines wahrhaft deutschen Schrifttums und in der Schöpfung eines wahrhaft deutschen Reiches. Beide Gebiete haben aus der Kriegszeit selbst Anregungen erhalten, so sonderbar dies auch erscheinen mag. Die fremden Völker, welche an dem Kriege beteiligt waren, Franzosen, Italiener, Spanier, Schweden,
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