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1. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 204

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
204 gebrochen werden mußte, als die Akteurs bereits zu ihrer Vorstellung sich eingekleidet hatten. Gott sei Dank, — auch sittliche Tüchtigkeit hatte dieser Berliner Bürgerstand sich noch bewahrt! Die leider in den höheren Kreisen ungescheut geführte Maitressenwirtschast galt noch für ein „vorrechtliches Übel!" Es charakterisiert die trübe, vaterlandslose Zeit indes am allerbesten, wenn wir vernehmen, wie das deutsch-bürgerliche Leben immer mehr und mehr französischen Anstrich, französische Form und Färbung annahm. Es hat diese Thatsache, wenn wir unseren Blick z. B. auf Berlin richten, weniger in der Aufnahme einer starken französischen Kolonie, der »Refugies« der achtziger Jahre, ihren Grund, als vielmehr in dem allgemein herrschenden Zuge der Zeit. Trotzdem gab es noch immer ehrliche und treue Mahner, — rechte, vielgetreue Eckhards, welche gerade diesen Zug im Charakter der Mitlebenden als einen überaus verhängnisvollen Fehler bezeichneten. So erschien in dieser trüben Zeit zu Berlin ein Buch, welches den Titel trug: "Der teutsch-französische Modengeist. Wer es liefet, der versteht's. Gedruckt zum Geiersberge. 1689." Für die Kulturgeschichte des Bürgertums dieser Zeit ist diese Schrift überaus wichtig. Der anonyme Versasier rühmt zuerst, etwa nach taciteifchem Vorbilde, die guten und einfachen Sitten der Borfahren; dann sagt er: „Es ist ja leider allzu wahr, daß seitdem der leidige Franzofen-Teufel unter uns Deutschen regieret, wir uns im Leben also verändert haben, daß wir, wo wir nicht gar naturalisierte Franzosen sein und heißen wollen, wir den Namen eines neuen, sonderlichen, in Franzosen verwandelten Volkes erhalten können. Alles muß bei uns französisch sein. Ohne die Franzosen können wir nicht mehr leben! Französische Sprache, französische Kleider, französische Speisen, französische Köche, französischer Hausrat u. f. w." Der Verfasser spricht ferner „von dem stolzen, falschen, liederlichen Franzosen-Geiste, der uns durch liebkosende Werke, schmeichelnde Reden und viele Versprechungen gleichsam eingeschläsert hätte, wie die Schlange unsere ersten Eltern im Paradiese". — „Die meisten teutschen Höfe", fährt der Autor fort, — und natürlich bezieht sich alles, was er sagt, auch auf Berlin, — „sind französisch eingerichtet, und wer an ihnen versorgt fein will, muß französisch kennen, muß in Paris, „der Universität aller Leichtfertigkeit", gewesen sein j sonst dars er sich keine Rechnung an dem Hose machen! Wer selbst nur einen „Lakayen bei einem Hosbedienten agieren
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