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1. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 211

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
211 teilen. Es blieb ihm nicht verborgen, wie furchtbar nachteilig die herrschende Sucht, Aufwand zu machen, einem Volke sein mußte, welches soeben nur mit größter Mühe, geleitet von der hohen wirtschaftlichen Weisheit eines Monarchen ohne Gleichen, —. denn das ist Friedrich Wilhelm der Große in Wahrheit, — eine kümmerliche Existenz er-ruugen hatte. So erließ denn Kurfürst Friedrich Iii. unter dem 28. Mai 1696 ein Edikt darüber, „wie es in Kleidungen und Livreen, desgleichen bei Hochzeiten, Kindtaufen und Begräbnissen in der Churmark Brandenburg gehalten werden sollte." Sicherlich ist es volle geschichtliche Wahrheit, was der Eingang dieser Verordnungen ausspricht: „Wir geben hiermit zu vernehmen, daß der Luxus, die Ueppigkeit und Verschwendung in der Kleiderpracht und Ausrüstung von Gastereien ungeachtet der kümmerlichen Zeiten in dem Lande, insonderheit in diesen unseren Residenzstädten, dermaßen hoch gestiegen, daß man nicht allein des höchsten Gottes Zorn und Strafen, nach denen in seinem heiligen Worte enthaltenen gerechten Bedrohungen zu befürchten gehabt, sondern, daß auch die meisten Familien dadurch verarmen und ruiniret werden, und anstatt etwas beyzulegen, die Eltern ihren Kindern Schulden und Armuth hinterlassen." Ja, sicherlich, volle, geschichtliche Wahrheit! Es waren die Tage Friedrichs Ul., des nachmaligen Königs Friedrichs I., in welchen die erste Berliner Pfandleihe angelegt werden — mußte. Dieselbe führte deu Namen des „Addreßhauses". Hier durste das Publikuni zu mehrerer Bequemlichkeit seine Habseligkeiten niederlegen, um Geld daraus vorgestreckt zu erhalten. — Ja, es war trübe Zeit trotz alles Glanzes, aller Pracht, trotz aller äußeren Wohlanständigkeit, trotz aller unaustilgbaren Gottesfurcht! Jede Stadt Deutschlands ähnelt in dieser Epoche bis 1700 mehr oder minder diesem nicht eben schmeichelhaften Bilde, welches wir von der Bürgerschaft des damaligen Berlin haben entwerfen müssen. Unter dem Eindrücke der verfallenden äußeren und inneren Ordnung hat die geschichtliche Betrachtung jedoch häufig diesen Abschnitt unserer Entwicklung ungünstiger beurteilt, als er es verdient. War doch dies Zeitalter reich an bedeutenden Persönlichkeiten und verdiente mit nichten den Vorwurf völliger Erschlaffung und Thatenarmut. Eine Epoche, die einen Herrscher hervorbrachte wie den Großen Kurfürsten von Brandenburg, Kirchenfesten wie Johann Philipp von Schönborn, Denker wie Leibniz, Soldaten wie Derfflinger war nicht unfruchtbar zu nennen. 14*
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