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1. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 220

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
220 Kräftig griff der Kurfürst mit seiner Hilfe ein. Von der Überzeugung ausgehend, daß ein zerrüttetes Städtewesen materiell nur emporkommen kann, wenn Gewerbe, Industrie und Handel aufblühen, wandte er feine besondere Fürsorge außer dem Landbau diesen Zweigen der Volksbeschäfligung zu. Der Handwerkerstand hatte gelitten. Sehr erschwert wurde sein Wiederemporblühen durch die engherzigen Zunftgesetze jener Zeit. Da durften nur Handwerker deutscher Abkunft in die Innungen aufgenommen werden, während Wenden als unfreie Leute ausgeschlossen wurden. Diese Abneigung gegen die Wenden hatte ihren Ursprung tu den früheren Kämpfen zwischen Germanen und Wenden. Mancher tüchtige Handwerksmann mußte, ausgeschlossen von den Innungen, ein kümmerliches Dasein fristen. Überhaupt hielt man dafür, daß nur Söhne freier und ehrlicher Leute ein zunftgemäßes Handwerk erlernen sollten. Über den Begriff „ehrlich" dachten die Zünfte aber damals anders als heute. Nachtwächter, Zöllner, Totengräber, Barbiere, Schäfer, Pfeifer hielt man für unehrlich, und deren Söhne ließen die Innungen nicht als Lehrlinge zu. Eine mittelalterliche Auffassungsweise verurteilte ganze Klassen achtbarer Erwerbszweige zur Unehrlichkeit und führte zur gesellschaftlichen Zurücksetzung eines großen Teiles der Stadtbewohner. Auch in Brandenburg hatte sich der beschränkte Zunftgeist erhalten. Obgleich von der Obrigkeit bereits Schritte zur Einführung vorurteilsfreier Zustände unternommen waren, so blieb es doch in der Hauptsache immer beim Alten. Die unbehinderte Geltendmachung der Anlagen, Kräfte und Geschicklichkeiten des Menschen war unter solchen Verhältnissen unmöglich. Friedrich Wilhelm hat sich ein großes Verdienst um die Hebung des Handwerkerstandes erworben, indem er das während des Krieges zurückgekommene Jnnnngswesen wieder neu belebte, alte Mißbräuche abstellte und Schranken, welche die menschliche Freiheit unterdrückten, für ungesetzlich erklärte. Die großen Kosten, welche das Meister- und Bürgerwerden verursachte, wurden bedeutend vermindert. Es kam dahin, daß Talent und Geschick sich frei entwickeln, jeder unbemittelte, aber tüchtige Handwerker als Mitglied der Zunft den Schutz derselben genießen und somit ein wohlhabender und geachteter Handwerkerstand sich ausbilden konnte. Sehr viel trugen zur Förderung der Gewerbe die eingewanderten Hugenotten bei. Diese Leute hatten nicht zu den schlechtesten Einwohnern Frankreichs gehört. Wer Heimat und Vaterland verläßt, um
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