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1. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 236

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
236 Kirche eintreten, mochten Lenfant und Beansobre ihm gegenüber mit freimütiger Offenheit ihre evangelische Anffassnng von den Schriften der Kirchenväter barlegen, immer nahmen die Gespräche einen eblen, Würbigen Verlanf. Hier in Siedenburg empfing sie auch die Besuche des Philosophen Leibniz, den sie schon am Hofe ihrer Eltern in Hannover schätzen ge-lernt und mit dem sie bereits (seit 1690) in lebhaftem Briefwechsel gestanben. Die Unterhaltungen mit ihm, welche sich über die ernstesten Rätsel des Lebens, über die Gegensätze von Vernunft und Glauben ausbreiteten und die Regionen des Zweifels berührten, gewährten ihr einen außerorbentlichen Genuß. „Glauben Sie nicht," schrieb sie ihm gleich nach der Beenbigung der Krönungsfeierlichkeiten, „daß ich diese Größe, von der man so viel Aufhebens macht, unfern philosophischen Unterhaltungen vorziehe." Und wieber Leibniz schreibt einmal an seine fraglustige Freunbin: „Es ist nicht möglich, Sie zutrieben zu stellen. e>ie wollen das Warum vom Warum wiffen." Zuweilen setzten ihm auch die Hofleute zu. Seine Behauptung, zwei versthtebene Dinge feien nie ibentisch, suchten sie baburch zu widerlegen, daß sie zwei ganz übereinstimmenbe Laubblätter suchten, und er war so gefällig, ihnen suchen zu helfen. Es war das Verbienst Sophie Charlottens, daß sie feinere Sitten in die Gesellschaft einführte, und es sah bamit bei allem Ceremouiell ant Hofe Friebrichs zu Anfang feiner Regierung noch übel ans. Zn den beliebten Vergnügungen des Hofes währenb der ersten Jahre des Kurfürsten Friedrich gehörten die sogenannten „Wirtschaften", das waren Maskeraden, bei welchen der Fürst und seine Gemahlin als Wirt und Wirtin auftraten und die Gäste in der Darstellung mythologischer oder phantastischer Figuren Gelegenheit fanden, eine große Pracht der Garderobe zu entfalten. Öfters übernahm eine der Masken die Aufgabe, die anderen der Reihe nach in Sinngedichten anzureden und ihnen eine Schmeichelei oder Anzüglichkeit zu sagen. So erhielt bei einer Wirtschaft 1690 Danckelmann, der erste Ratgeber des Königs, die Rolle eines Scherenschleifer», der, ba ihm nicht genug Scheren zum Schleifen gegeben worben, sich baran macht, Menschen zu schleifen. Die Verse dazu machte der Legationsrat nnb Hofdichter von Besser, und Danckelmann führte die Rolle mit vielem Eifer durch, erwarb sich aber dafür auch viele Feinde, so daß man mehrere Jahre nachher bei feinern Prozeß aus die Scherenschleifergeschichte zurückkam.
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