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1. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 253

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
253 Arbeitskraft. Die Reformen Steins und Hardenbergs konnten nur darum einen so durchschlagenden Erfolg erringen, weil sie vorbereitet waren durch die Gesetzgebung dreier Menschenalter. Bei dem Beamtentum der Krone fand der kleine Mann Schutz gegen adligen Übermut, sachkundigen Rat und unerbittlich strenge Aufsicht; kein Opfer schien dem sparsamen Könige zu schwer für das Beste seiner Bauern; die gesamten Staatseinnahmen eines vollen Jahres hat er aufgewendet, um sein Schmerzenskind, das von Pest und Krieg verheerte Ostpreußen, der Gesittung zurückzugeben, die weite Wüste am Memel und Pregel mit fleißigen Arbeitern zu bevölkern. Nicht das Genie, sondern der Charakter und die feste Mannszucht gaben dem preußischen Staate sittliche Größe; nicht der Reichtum, sondern die Ordnung und die rasche Schlagfertigkeit seiner Mittel gaben ihm Macht. Doch jetzt am wenigsten konnte die deutsche Nation ein Verständnis gewinnen für die seltsame Erscheinung dieses waffenstarken Staates, wie er so dastand, eine jugendlich unreife Gestalt, knochig und sehnig, Krast und Trotz im Blicke, aber unschön, ohne die Fülle der Formen, aller Anmut, alles Adels bar. Die alte Abneigung der Deutschen gegen das vordringliche Brandenburg wurde durch die böotische Rauheit Friedrich Wilhelms I. bis zu leidenschaftlichem Widerwillen gesteigert. Dem Historiker ziemt es nicht, die erschreckend grellen Farben unserer neuen Geschichte mit weichem Pinsel zu verwischen; es ist nicht wahr, daß dieser tiefe Haß der Nation nur verhaltene Liebe gewesen sei. Damals bildete sich in der öffentlichen Meinung jene aus Wahrem And Falschem seltsam gemischte Ansicht vom Wesen des preußischen Staates, die in den Kreisen der deutschen Halbbildung an hundert Jahre lang geherrscht hat und noch heutzutage in der Geschichtsschreibung 'des Auslandes die Oberhand behauptet. Dies Land der Waffen erschien den Deutschen wie eine weite Kaserne. Nur der dröhnende Gleichtritt der Potsdamer Riesengarde, der barsche Kommandoruf der Offiziere und das Jammergeschrei der durch die Gasse gejagten Deserteure klangen aus der dumpfen Stille des großen Kerkers ins Reich hinüber; von den Segenswünschen, welche der dankbare litauische Bauer für seinen gestrengen König zum Himmel schickte, hörte Deutschland nichts. Der Adel im Reich sah eben jetzt goldene Tage. In Hannover waltete das Regiment der Herren Stände schrankenlos, seit der Kurfürst im fernen England weilte; das sächsische Junkertum benutzte den Übertritt seines -Königs zur römischen Kirche, um sich neue ständische Privilegien zu
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