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1. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 254

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
254 erringen, und tummelte sich in Saus und Braus an dem Hofe Augusts des Starken; zornig zugleich und geringschätzig schauten die stolzen Geschlechter der Nachbarlande auf den bürgerlich soldatischen Despotismus der Hohenzollern, der die fröhliche Zeit der Adelsherrschast so gewaltsam störte. Auch der Bürgersmann wollte sich zu dem preußischen Wesen kein Herz fassen. Er betrachtete bald mit ironischem Mitleid, bald mit scheuer Furcht den eisernen Fleiß und die unbestechliche Strenge der preußischen Beamten, er meinte alle Heiligkeit des Rechts bedroht, wenn er die neue Verwaltung in beständigem Kampfe mit den Gerichten über die alten Freiheitsbriefe der Landschaften und Kommunen rücksichtslos hinwegschreiten sah, und ahnte nicht, daß dies alte Leben, das hier zertreten ward, nur das wimmelnde Leben der Verwesung war. Mit besserm Rechte zürnten die Gelehrten. Die gesamte akademische Welt fühlte sich schmählich beleidigt, als der rohe König mit dem ehrwürdigen I. I. Moser und den Frankfurter Professoren seine höhnischen Possen trieb. Wie der Anblick der steifen, trockenen soldatischen Ordnung auf reiche Künftlerfeeleit wirkte, das bekundet uns noch der überströmende Haß, welchen der größte Preuße jener Tage seinem Vaterlande widmete. Mit glühender Sehnsucht strebte Winckelmann hinaus aus der schweren und erstickenden Lust des vermaledeiten Landes, und als er endlich den Staub der altmärkischen Schulstube von seinen Füßen geschüttelt hatte und an den Gemälden der Dresdener Galerie mit trunkenen Blicken schwelgte, da sandte er noch, unbefangen wie ein großer Heide, feine Flüche der Heimat zu: „Ich gedenke mit Schaudern an dieses Land; aus ihm drückt der größte Despotismus, der je gedacht ist. Besser ein Türke werben als ein Preuße. In einem Lande wie Sparta (eine sehr ideale Bezeichnung des Regiments des Korporalftocks!) können die Künste nicht gedeihen und müssen, gepflanzt, ausarten." So weit strebten jene schöpferischen Kräfte noch auseinander, die in unbewußtem Bunde das neue Deutschland gebaut haben! Th. Berdrow: Die Hohenzollern als Pfleger der Volksbildung. Berlin 1882. — William Pierson: Preußische Geschichte. 1. Bd. Berlin 1889. — F. v. Koppen: Die Hohenzollern und das Reich. 1. Bd. Leipzig 1882. — B e r n h. R o g g e: Das Buch von den preußischen Königen. Hannover 1891. — H. Dr eit sch! e: Deutsche Geschichte im neunzehnten Jahrhundert. Bd. 1. Leipzig 1879.
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