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1. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 274

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
274 Die Dich- tung. Besonders durften die Geschichte und die Altertumswissenschaft die Segnungen der Wolfschen Philosophie erfahren. Die Geschichte war bis gegen Ende des siebzehnten Jahrhunderts ein wüster Kuriositätenkram. Einheit, innere Entwickelung wurde weder gesucht noch geahnt. Der erste Begründer einer tieferen Geschichtsauffassung ist Pufen-dorf (s. S. 271). In seiner „Einleitung zu der Historie der vornehmsten Reiche und Staaten" (1682) richtet er zum erstenmal den Blick auf die Schilderung der inneren Zustände und auf die Ursachen, die das Steigen und Fallen der Staaten bedingen. Von derselben Grundanschauung aus bearbeitete Leibniz das Mittelalter und die Hausgeschichte der Welfen (in mehreren Werken seit 1693). Das bedeutendste Werk dieses Zeitalters ist die Kirchengeschichte von Mosheim (geb. zu Lübeck 1694, gest. 1755). Unter den Zänkereien des siebzehnten Jahrhunderts waren die einst so blühenden Studien der Humanisten verkümmert. Die Altertumswissenschaft bestand nur in Anhäufung antiquarischen Krams; die Philologie war die Magd der Theologie geworden, das Griechische wurde nur soweit berücksichtigt, als man es zur Lesung des Neuen Testaments brauchte. Dem gegenüber war Joh. Matthias Gesner (geb. zu Roth bei Ansbach 1691, gest. zu Göttingen 1761) der erste, der darauf drang, in den alten Klassikern die Gedanken darzulegen, damit der Schriftsteller verstanden und dadurch Geist und Gemüt des Lesers bereichert werde. In dieser Weise betrieb er die Altertumsstudien auf der Universität Göttingen (s. unten). In seinen Wegen führten Ernesti und Heyne das begonnene Werk weiter. Zugleich richtete der Leipziger Professor Christ (1701—1756) den Blick auf die in Deutschland fast völlig unbekannte bildende Kunst des Altertums. Obwohl er die Kunstwerke nur als geschichtliche Denkmale betrachtete und auf ihre künstlerische Form keine Rücksicht nahm, ist er doch der würdige Vorgänger Winckelmanns (s. S. 284). So hatte denn ein neues fruchtbringendes wissenschaftliches Leben in Deutschland begonnen. Der bei der Gründung der Universität Göttingen (1734) aufgestellte Grundsatz, daß alle übergreifende Oberaufsicht der Theologie unstatthaft sei, war der Ausdruck der geschichtlichen Thatsache, daß die Herrschaft der alten Scholastik gebrochen war. Während die deutsche Wissenschaft einen so raschen und gewaltigen Aufschwung nahm, konnte sich die Dichtung nur langsam und mit großer Mühe aus der Flachheit, in die sie versunken war, empor-
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