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1. Das Zeitalter Friedrichs des Großen, Deutschland in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I. - S. 36

1902 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
36 eingeführte Lotterie war auch nur ein sehr bedenkliches Mittel, die Staatseinkünfte zu vermehren. Im Heer wurde viel reformiert, meist nach preußischem Muster, und doch verblieben manche Mängel; die Errichtung der „Militärgrenze" gegen die Türken machte nur die Bewohner unzufrieden und nützte wenig, seit jene einstigen Erbfeinde nicht mehr zu fürchten waren. Nach dem plötzlichen Tode Kaiser Franz I. (1765) nahm Maria Theresia ihren nun als Kaiser figurierenden ältesten Sohn Joseph Ii. zum Mitregenten au; in Wirklichkeit war er gleich seinem Vater nur ihr erster Minister. Aber er wußte doch eine viel größere Bedeutung zu erlangen. Er reformierte den Hof und erschien in Uniform statt in der bisher üblichen spanischen Tracht; er belohnte das Verdienst statt des Adels; er öffnete der Wiener Bevölkerung den Prater und den Augarten; er sprach und schrieb deutsch statt des bisher üblichen gemischten Jargons, wie denn Wien unter ihm wieder eine deutsche Stadt wurde und auch die Teilnahme an der deutschen Litteratur in Österreich, nachdem die Censur gemildert war, einen mächtigen Aufschwung nahm, so daß Zeitschriften in Menge entstanden, welche diese Richtung förderten. An den Augiasställen des Reichskammergerichts und des Reichshofrates aber versuchte Josef feine Kräfte umsonst; auch erfüllte er die Hoffnungen, welche man in Deutschland auf feine Fürsorge für die Litteratur setzte, durchaus nicht. Sein Vorbild war Friedrich der Große, mit dem er zweimal persönlich zusammentraf. Gleich ihm war Joseph Ii., des Wiberspruches von Ministern ungeachtet, Schutzzöllner, und zwar in solchem Grade, daß er einst eingeführte Uhren im Werte von mehreren taufend Gulden zerschlagen ließ und fremde Weine dem Krankenhause schenkte. Dagegen hob er im Jahre 1775 alle zwischen den einzelnen Kronländern bestehenden Zolllinien, mit Ausnahme jener gegen Ungarn, ans. Das Verhältnis Josefs zu feiner dem Fortschritte abgeneigten Mutter war ein wechselseitiges Nachgeben und Grollen. Auch über die Art und Weise der Verbesserung des Loses der noch größtenteils in Leibeigenschaft gehaltenen Bauern konnten sie nicht einig werden. Der Druck, unter welchem dieser mit Ausnahme einiger deutschen Gegenden noch durchweg leibeigene Stand seufzte, blieb daher ungemildert und rief im Jahre 1775 in Böhmen einen mit verbrecherischen Ausschreitungen verbundenen Bauernaufstand hervor, der mit Gewalt unterdrückt wurde. End-
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