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1. Das Zeitalter Friedrichs des Großen, Deutschland in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I. - S. 55

1902 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
55 Großmama seidenes Brautkleid; sie trägt es aus den großen eiüenen Tisch am Fenster und schlägt die Hülle auseinander. Ja, es ist noch wie neu und wohlerhalten, und doch sind es heute sechsundvierzig Jahre, daß sie es getragen. Sie schlägt die Hülle wieder darüber und schiebt das Paket zur Seite, um ein anderes daneben zu legen, das den Rock des Bräutigams aus hecbtgrauer Seide mit blauem Unterfutter und Silbertressen enthält. Dann holt und mustert sie die Schachtel, in welcher ihr Brautkranz aus grüner Seide nebst einem Stückchen Brot wohlerhalten sich befindet, dann das Kistchen mit dem Brautfächer und das mit den Brautschuhen. Und als sie alles wieder in gehöriger Ordnung in die Truhe gelegt und den Deckel geschlossen, da faltet sie die Hände und sagt mit erhobenen Augen: „Du hast es doch recht gut mit uns gemeint, unser himmlischer Vater!" Das ist ein Bild aus alter Zeit, das noch heute zu Herzen spricht. Wie stand es aber mit Speise und Trank zu jener Zeit? Auf dem Dorfe pflegte jede Haushaltung sich das Brot selbst zu backen. Das ging wegen Mangel an Backösen in den Städten nicht an; allein die Bäcker besorgten nur das Backen des Brotes. Das Korn kauften große Haushaltungen auf dem Markte und ließen es dann in der Mühle mahlen. Dann bereitete die Hausfrau mit der Magd den Teig und ließ ihn beim Bäcker vollenden. Weißbrot und Semmel lieferte dagegen der Bäcker allein; jedoch die Ostersladen, Geburtstagskuchen und Christstollen bereitete die Hausfrau gleichermaßen wie das Brot. Galt es, etwas Außerordentliches, z. B. einen Baum- oder Stangen- kuchen, herzustellen, so ließ man eine Kunstverständige ins Haus kommen; dieser wog die Haussrau die Bestandteile an Mehl, Butter, Eier, Zucker, Gewürz u. dgl. zu, und unter den Augen derselben wurde daun das Kunstwerk in der Küche vollendet. Außer sür das Gebäck hatte die Hausfrau aber auch für Fleisch zu sorgen. Jede größere städtische Haushaltung zog daher ein oder auch mehrere Schweine auf, die dann in den letzten Monaten des Jahres geschlachtet wurden. Das gab für alt und jung im Hause ein fröhliches Fest, auf das mau sich schon lange vorher freute. Auf dem Herde brannte ein gewaltiges Feuer unter dem großen Kessel, worin erst das Wellfleisch und dann die Würste gekocht wurden, die dann zum Teil
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