Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Das Zeitalter Friedrichs des Großen, Deutschland in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I. - S. 212

1902 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
212 Wer aber aus dem nahen Gefecht einen wunden Landsmann in sein Haus geholt hat, wie treu und sorglich pslegt er ihn! Er ist dem Hause wie der eigne Sohn und Bruder, der fern beim Heere des Königs steht. Das beste Zimmer, ein weiches Lager wird ihm bereitet, selbst überwacht die Hausfrau Verband und Wartung. Denn das ganze Volk sühlt sich wie eine große Familie. Der Unterschied der Stände, die Verschiedenheit des Berufes trennten nicht mehr, Freude und Leid war gemeinsam, auch von Habe und Erwerb ward williger mitgeteilt. Die Fürstentochter stand neben der Frau des Handwerkers in.demselben Verein, und beide berieten eifrig und achtungsvoll miteinander, und der Landjunker, der noch vor wenig Monaten jeden bürgerlichen Mann in seinem geselligen Verein als Eindringling betrachtet hätte, ritt jetzt wohl täglich vom Gute nach der Stadt, um bei seinen neuen Freunden, dem Ratsherrn oder Fabrikanten, die Kriegspfeife zu rauchen und mit ihm über die Neuigkeiten und über das zu plaudern, was beiden das liebste war, über das Regiment, in welchem ihre Söhne nebeneinander fochten. Freier, sicherer, besser wurden die Menschen in dieser Zeit, die grämliche Steifheit des Beamten, der Hochmut des Edelmannes, selbst der mißtrauische Eigennutz des Bauern waren den meisten wie Staub von gutem Metall weggeblasen, Selbstsucht wurde von jedermann verachtet, altes Unrecht, lange genährter Groll waren vergessen, der Kern des Menschen war für alle unsichtbar zu Tage gekommen. Wie sich jeder gegen den Staat gezeigt, danach wurde er beurteilt. Überrascht saheu die Leute in Stadt und Land, daß Plötzlich neue Charaktere unter ihnen zur Geltung kamen; manch kleiner Bürger, der bis dahiu wenig beachtet war, wurde Ratgeber, Freude und Stolz der ganzen Stadt. Wer sich aber schwach gezeigt, dem gelang es selten, das Vertrauen seiner Mitbürger wiederzugewinnen, ein Makel haftete an ihm. Endlich machte die entscheidende Völkerschlacht bei Leipzig dieser bewegten Zeit ein Ende; die französischen Schöpfungen wurden ausgelöst, die Fremden überall vertrieben. Ernst Berner, Geschichte des preußischen Staates. München u. Berlin 1891. — H. Beitzke, Geschichte der deutschen Freiheitskriege. Bremen 1882. — Gustav Freytag, Bilder aus der deutschen Vergangenheit. 4. Bd. Leipzig 1872. — H. v. Sy b el, Die Begründung des deutschen Reiches durch Wilhelm I. München und Leipzig 1889.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer